Wenn der Partner verstirbt – Umgang mit Trauer

Doch, es geht weiter! Wie Sie mit Trauer umgehen können. Ein Gastbeitrag von Christine Behrens, der neue Hoffnung macht

Monika ist 42 als sie erfährt, dass Ihr Partner gestorben ist. Plötzlich. Unerwartet. So, wie es immer in den Traueranzeigen steht. Als der Arzt ihr sagt, dass er die OP nicht überstanden hat, fühlt sie gar nichts. Weder bricht sie weinend zusammen noch trommelt sie mit den Fäusten auf den Arzt ein – so wie sie es in Filmen gesehen hat. Sie ist taub. Stumpf. Emotionslos. Auch als sie nach Hause fährt, einen Parkplatz sucht, die Haustür aufschließt. Nichts. Zuhause schenkt sie sich ein Glas Wein ein und hört ein vertrautes Lied. Das hatten Peter und sie beide gerne gemocht.

Langsam schleicht sich die Wahrheit in ihren Kopf. Peter ist tot.

Alles ist anders. Nie wieder wird er auf dem Sofa neben ihr sitzen. Nie wieder wird sie hören, wie er zur Haustür hereinkommt. Nie wieder werden sie sich über Urlaubsziele streiten… Nun schleicht sich auch langsam die Trauer in Monikas Herz. Erst vorsichtig, forschend und dann mit so einer Wucht und Vehemenz, dass sie es kaum aushält. Sie weint, sie wütet. Manchmal ist der Schmerz so stark, dass sie glaubt, nicht mehr weiterleben zu können. Dann hat sie wieder Sehnsucht und fühlt ihre Liebe und Verbundenheit zu Peter. Ein anderes Mal kommen Schuldgefühle hoch: Warum war sie nicht bei ihm, als er sich so schlecht fühlte; hätte sie doch nur am Morgen nicht so plötzlich das Haus verlassen; war das wirklich nötig, sich so über seine Segelleidenschaft aufzuregen?

Das Leiden fühlt sich unendlich an und es ist immer da.

Leiden, das keine Krankheit ist, das man nicht wegtherapieren, mit Medikamenten behandeln oder mit genügend Entspannung in den Griff bekommen kann, verstört. Auch die vielen unterschiedlichen Gefühle verstören. Wir haben für so etwas nie geprobt! Theoretische Trauer gibt es nicht. Man erlebt Trauer nur praktisch. Das Gefühl der Trauer ist notwendig, damit wir von etwas Vergangenem loslassen. Das schmerzt und macht einsam. Der Verlust des Lebenspartners verändert das Leben fundamental und bringt die Hinterbliebenen oft an die eigenen Grenzen.

Der Trauerprozess verläuft bei den meisten Menschen ähnlich: Wenn der Tod des Partners plötzlich eintritt, ist die erste Reaktion der Schock, so wie es Monika erlebt hat. Monika lässt sich von der Trauer führen. Sie kann auch gar nicht anders. Sie muss

  • die Realität des Verlustes annehmen:
    Sie spricht über ihren Verlust und ihre Liebe mit ihrer Freundin, mit ihrer Familie. Sie hat auch gelesen, dass es Trauerbegleiter gibt. Auch Pfarrer stehen für das Gespräch zur Verfügung.
  • den Schmerz durchleben:
    Oh ja, Monika lässt den Schmerz zu: Sie weint, sie schreit oder starrt stundenlang an die Wand. Manchmal fühlt sie sich ohnmächtig, dem Leben nicht mehr gewachsen. Und dann denkt sie wieder, sie schafft es. So gibt es gute Tage und schlechte Tage. Im Nachhinein begreift sie diese Zeit als Heilung, in der alle ihre Gefühle richtig waren.
  • den Alltag ohne Ihren Lebenspartner bewältigen:
    Monikas Alltag fühlt sich an wie ein Pendel. Ihre Gedanken und Gefühle bewegen sich zwischen der Erinnerung an die vergangene Zweisamkeit und dem zukünftigen Leben hin und her. Diese Phase ist schwierig, manchmal denkt sie, sie kommt nie wieder aus der Trauer heraus. Ihr Leben wird nun für immer so bleiben.
  • eine neue emotionale Ebene für den Verstorbenen finden:
    Nach ca. einem Jahr ist sie so weit. Monika sucht nach einem Ort, an dem sie Peter nahe ist. In seinem Segelverein gibt es eine Bank. Dort sitzt sie. Wie früher, wenn sie ihn beim Arbeiten beobachtet hat. Sie fühlt sich ihm nahe. Es ist manchmal so, als wenn er ihr zu lächelt und winkt. So wie damals. Danach kann sie aufstehen und wieder in ihr Leben gehen – ohne Peter.

Monika hat das Schlimmste überstanden. Sie hat in diesem einen Jahr das erste Mal ohne ihren Peter Weihnachten, den Kennenlerntag, die Jahreszeiten erlebt. Und sie hat sich Zeit gelassen. Manchmal ist die Trauer wieder da, aber nicht mehr so stark wie früher. Das weiß Monika jetzt.

Wer kann in so einer Situation helfen?

Im ersten halben Jahr sind oft die Kinder wichtige Ansprechpartner. Danach ist es ratsam, sich wieder nach außen zu öffnen und die Kinder zu entlasten. Für viele ist es tröstlich, Kontakte zu Selbsthilfegruppen, Ärzten, Psychologen oder Pfarrern zu haben. Manche suchen auch Kontakt zu anderen Menschen, die ihren Partner verloren haben. Andere möchten mit jemanden sprechen, der neutral ist. In vielen Städten gibt es mittlerweile Trauercafés. Dort gibt es professionelle Ansprechpartner und andere Trauernde. Wenn man gar nicht sprechen mag, kann man sich dort auch zurückziehen und trotzdem in Gesellschaft sein. In vielen Städten finden Sie auch Trauerbegleiter, die extra dafür ausgebildet sind, Menschen in ihrer Trauer beizustehen.


Weitere interessante Beiträge