Warum ich mich nie wieder verlieben möchte

Das jedenfalls dachte ich. Mich hätte stutzig machen können, dass die Sehnsucht und das Begehren immer eben auch schmerzhaft blieben. Oder manchmal eine Sättigung eintrat wie nach drei Tafeln Schokolade. Nur in der Liebe kann es ein Zuviel geben, obwohl gar nichts da ist. Wenn der anfängliche Zauber ein Sturm ist, der alles wegfegt, dann ist da kein Material für ein gemeinsames Haus. Nur die Idee des Hauses. Wenn der Verstand im Rausch Kreise dreht, bleibt jede Urteilsfähigkeit orientierungslos.

Wenn ich nicht verliebt war, nicht im Rausch, dann war ich auf Entzug. Es tat weh, weil immer etwas fehlte. Niemand würde einem Alkoholiker raten, seine Entzugserscheinungen zu lindern, in dem er die nächste Flasche aufmacht und nachschenkt. Als ich noch Limerenz-Junkie war, machte ich genau das. War die Flasche der Verliebtheit leer, wurde die nächste gesucht, online geordert und genossen. Der Rausch ist schön – gesund ist aber anders. Ich habe lange, lange Zeit Flaschen geöffnet. Bis ich damit aufgehört habe.

Das war gar nicht so schwer. Ich bin einfach zum ersten Mal geblieben und habe abgewartet, was nun passiert. Bin nicht dem nächsten Kick nachgerannt. Habe mich gegen die Wiederholung entschieden und stattdessen auf die Fortsetzung gesetzt.

Und ich wurde ganz und gar nicht enttäuscht.

Gipfel erklimmen ist anstrengend. Dieses Mal blieb ich auf der Ebene. Und plötzlich konnte ich ganz weit in die Ferne blicken. Ich konnte genießen, was ich rechts und links zum ersten Mal wahrnahm. Der Druck fiel ab. Ohne Ziel bereitete der Weg auf einmal Freude. Anhaltend.


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