Geld oder Liebe? Warum Geld keine Rolle spielen sollte

„In meinem Unbewussten war abgespeichert, dass Leistung und Geld einen Mann zum Mann macht“

Lisa beginnt eine Therapie und merkt, wo ihr Problem ist. „Das habe ich schon nach den ersten zwei Stunden erkannt, dass diese Borniertheit mit meinem Selbstwertgefühl zu tun hat. Ich hatte ich als junges Mädchen enorme Komplexe, ich hatte einen Vater, der mich nur liebte, wenn ich Leistung gebracht habe. Er selbst war ein echter Macher, er war sehr erfolgreich, er hat Unsummen verdient, er konnte den Hals nicht vollkriegen, er saß nur im Büro. Er war besessen von Macht und Geld. Meine Mutter hat ihn maßlos bewundert, er hat sie unterdrückt. So habe ich das in mir abgespeichert, dass Leistung und Geld einen Mann zum Mann macht. Ich wollte von diesem starken Mann geliebt werden.

Ich fühlte mich nur als starkes Mädchen geliebt, mit den besten Noten in jedem Fach, in Sport die Beste, überall. Ich fühlte mich als Mittel zum Zweck, benutzt. Ich lernte in der Therapie, dass ich Angst habe, dass Paul mich gar nicht liebt, dass er mich ausnutzen könnte, dass ich Mittel zum Zweck bin. Auf diese psychischen Zusammenhänge wäre ich ohne therapeutische Unterstützung nicht gekommen. Es ist nicht logisch, was mich getrieben hat, es ist unbewusst, die Psychologin und ich haben es nach oben geholt in mein Bewusstsein.“

Lisa setzt sich mit Paul hin und versucht, sich zu erklären, sie versucht, ihm glaubhaft zu versichern, dass sie ihn über alles liebt, dass sie mit ihm Familie will, dass es für sie absolut in Ordnung wäre, wenn er zu Hause bliebe, die Kinder und den Haushalt versorgen, schreiben. „Doch dieser innere Schweinehund in mir, der macht mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung“, sagt sie zu Paul. „Verzeih mir.“

„Ich wusste plötzlich wieder ganz genau, was ich wollte, dass ich Paul wollte“

Paul verzeiht, er kann die innere Zerrissenheit von Lisa nachvollziehen. Und Lisa ist heilfroh, dass er das kann, dass er derart über den Dingen steht, dass er ein solches Wissen um seelische Vorgänge hat. „Sonst könnte er auch nicht so gut schreiben“ sagt Lisa stolz.

„Dass er nicht beleidigt war, als ich ihm meine Abgründe offenbart habe, meine hässlichen Gefühle, dass er nicht gekränkt war und mich verlassen wollte, das hat meiner Liebe noch einmal einen ordentlichen Schub gegeben“, fügt sie hinzu. „Ich wusste plötzlich, was ich wollte, ohne Wenn und Aber:

Dass ich Paul wollte, wie ich das schon am ersten Abend wollte. Ich will mit ihm alt werden, er soll der Vater meiner Kinder sein, und er soll zu Hause bleiben, das ergibt sich einfach aus unseren Lebensumständen. Ich muss das nicht bewerten. Es passt, es passt alles. Das perfekte Match.“

Ein halbes Jahr später ist Lisa schwanger, sie ist überglücklich, und Paul ist es auch.


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