Er sagt nicht „Ich liebe dich“

Für viele sind es die schönsten drei Worte in einer Beziehung. Aber wenn sie fehlen? Pistole auf die Brust oder annehmen? Autorin Bianka Echtermeyer macht sich Gedanken über Liebesbeweise

Meine Freundin Anna war mit einem Mann zusammen, der in vielerlei Hinsicht perfekt war. Er war liebevoll, hat ihr gern zugehört und war jeden Freitag pünktlich zur Stelle, um sie ins gemeinsame Wochenendhäuschen draußen vor der Stadt abzuholen. Nur die berühmten drei Worte – die hat er nie gesagt.

Er sei nicht der Typ für große Liebesbeweise

Natürlich hat Anna ihn danach gefragt: Mal mehr, mal weniger verständnisvoll. Aber in diesem Punkt blieb er stur und behauptete, dass er eben nicht der Typ für große Liebesbeweise sei. Das müsste sie akzeptieren. Fertig.

Am Anfang hat sie noch gedacht: Okay, dann eben nicht. Der Rest stimmt schließlich. Aber nach einiger Zeit kam es immer öfter zum Streit. Sie heulte sich bei mir aus und meinte: „Er sagt nur, ich hab dich lieb.“ Wir Frauen haben darüber natürlich lange diskutiert: Kann eine Beziehung ohne die drei Worte funktionieren? Und: Wird er sich noch ändern?

Warum sagt er nicht, dass er mich liebt?

Er sagt nicht „Ich liebe dich“? Ehrlich, damit könnte ich auch nicht leben. Es würde mich verunsichern und ich hätte das Gefühl, dass sich der andere eine Hintertür offen halten will. Vom Kopf her ist das Quatsch, das weiß ich. Ich kann schließlich mit jemandem zusammen sein, der fünfmal am Tag „Ich liebe dich“ sagt und trotzdem mit dem ersten Schmetterling des Frühlings davonfliegt. Auf der anderen Seite finde ich es auch nicht gut, wenn dem anderen schon nach 24 Stunden diese Worte über die Lippen kommen. Dafür sind sie für mich zu kostbar und zu tief.


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