Ein Geruch von früher

Der Geruch gehört einer bestimmten Person

Dieser bestimmte Duft aber gehört einer ganz bestimmten Person, und zwar nicht diesem Typen neben mir, sondern einem anderen. Einem Mann, dem ich früher sehr nahe stand. Und genau diesen Mann, mit all den Erinnerungen an ihn, hatte ich vor einer Weile vorsorglich in eine Kiste mit zehn Vorhängeschlössern in der hintersten Ecke meines Herzen gesteckt.

Es ist nicht so, dass ich über diesen Mann nicht hinweg bin. Es liegen Jahre zwischen heute und damals. Ich habe es akzeptiert, verarbeitet und überwunden. Doch die Erinnerungen kann man zwar verdrängen, so gut es geht. Aber sie kommen zurück. Und zwar genau in den Momenten, in denen man es nicht erwartet und am wenigsten gebrauchen kann.

Eine Wolke mit Erinnerungen

So ist das mit den Erinnerungen. Die schönen Momente kommen viel zu selten hoch. Es sind doch eher die bösen Momente, die ständig aufpoppen und einem einen Stich ins Herz verpassen. Und um noch einen oben drauf zu setzen, schleichen sie sich nachts in unsere Träume und piesacken uns von dort.

Bei der nächsten Duftwolke schiebt sich die Erinnerung an die erste Begegnung mit diesem Mann in mein Bewusstsein. Ich mochte seinen Geruch von Anfang an. Er gab mir damals etwas Wohliges und Heimeliges. Auch, wenn es nur ein Parfum oder Aftershave war, es gehörte zu ihm. Wenn ich es roch, ging es mir gut.

Ohne es zu wollen, erinnere ich mich an Momente zu zweit, in denen ich seinen Geruch so tief es ging in mich eingesogen hatte. Momente, in denen ich glaubte, nie glücklicher und verliebter sein zu können. Momente, in denen ich die Zeit gern angehalten hätte.

Zuletzt und mit der größten Stärke trägt die Duftwolke aber auch die dunklen Erinnerungen zu mir. An die letzte Umarmung, aus der ich nicht heraus wollte. Gefühlte Stunden hatte ich ihn nicht loslassen können, mich in seine Arme gegraben, in die sichere Hülle seines Geruchs. Ich wollte nicht weg. Ich verstand nicht, was geschah. Auch, wenn mein Kopf es sehr wohl verstand. Noch Stunden, nachdem er gegangen war, lag sein Geruch in der Luft. Noch Tage später spürte ich ihn in meinem Kissen, das ich einfach nicht waschen konnte. Sonst wäre auch der letzte Hauch von ihm verflogen.


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