Die Kunst des Verzeihens

Manchmal steht man selbst auch auf der Seite, auf der man seinen Partner oder einen Freund um Verzeihung bitten muss. Die Hoffnung ist dabei wohl immer, dass das Gegenüber einem den Fehler vergibt, doch auch wenn das nicht der Fall ist, so ist eine aufrichtige Entschuldigung immer etwas, das für die Person, die sich entschuldigt, ein Stück weit Befreiung darstellt. Das offene Eingestehen eines Fehlers – nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor anderen – nimmt einem stets eine große Last vom Herzen. Selbst dann, wenn der Andere nicht bereit ist, zu verzeihen, doch ebendas zu tun, also eine ehrliche Entschuldigung einem anderen Menschen gegenüber auszusprechen, ist mindestens eine genauso große Herausforderung wie die Vergebung. Man kann jedoch auch das lernen. Und es tut verdammt gut, genau das zu tun.

Sowohl was Entschuldigungen als auch das Verzeihen betrifft, so bin ich der Meinung, dass es der einzig wahre Weg ist, um mit einer Sache, einem Fehler, Frieden zu schließen und weiterzumachen. Selbst dann, wenn es nur im Geiste ist.

Der letzten Person, die mir große Schmerzen zufügte und etwas tat, das wohl die meisten Menschen für unverzeihlich halten, schickte ich vor einigen Tagen folgende Zeilen:

Ich vergebe dir. Nicht für dich, sondern für mich. Ich brauche keine Ketten, die mich an die Vergangenheit fesseln, und ich werde meinen Charakter nicht länger von Bitterkeit, Angst, Wut oder Misstrauen vergiften lassen. Ich vergebe dir, weil Hass nur ein anderer Weg ist, um an etwas festzuhalten, und für dich ist in meinem Leben einfach kein Platz mehr.

Und obwohl ich ihm zu dem Zeitpunkt, als ich diese Zeilen tippte, noch nicht verziehen hatte, fühlte ich mich nach dem Absenden von einer großen Last befreit. Nur eine Woche später hatte ich ihm tatsächlich vergeben. Manchmal muss man Worte eben aussprechen, um sie verinnerlichen zu können.


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