Aus alt mach neu – wie lange tut das Scheiden weh?

Schluss. Aus. Alles vorbei. Ob einvernehmlich oder einseitig beschlossen, eine Trennung ist immer schmerzhaft und bis auf wenige Ausnahmen nicht mit den Regeln der Vernunft zu bewältigen

Ob friedvolles Auseinandergleiten oder dramatisches Auseinanderbrechen, eine Trennung hinterlässt eine Leerstelle. Im Leben, im Herzen, in der gemeinsamen Wohnung, beim Aufwachen, in der Nacht. Im Alltag, den man vorher teilte. Nicht immer möchte man wiederhaben, was man verloren hat. Aber wieder alles allein bestreiten? Alles allein entscheiden? Statt Doppelzimmer wieder Einzelzimmer buchen? Das ist für alle, die aus einer Beziehung kommen, in der die Liebe zumindest für eine Weile Station gemacht hat, eine nicht zu unterschätzende Aufgabe.

Interessanterweise hält sich die Behauptung, Männer würden sich nach einer Beziehung schneller wieder in eine neue Bindung stürzen, während Frauen erst einmal ihre Wunden lecken und mit Eiscreme, Taschentüchern, literweise Rotwein und Freundinnen wahlweise zwischen Heulkrämpfen und Kampfgeheul hin- und herschwanken. Das kann ich so nicht unterschreiben. Zumindest nicht, was die Beobachtung in meinem persönlichen Umfeld angeht. Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Kategorien neuer Beziehungen, die schnell auf eine alte folgen. Und in die sich sowohl Männer als auch Frauen gerne stürzen, wenn der Expartner sich verabschiedet hat oder unehrenhaft entlassen wurde.

Die Trotzbeziehung:

‚Dem zeig ich’s jetzt.‘ Oder wahlweise auch: ‚Der zeig ich’s jetzt.‘ Man wurde also verlassen. Die Gründe dafür hat man bis jetzt selbst noch nicht so ganz verstanden. Oder verstehen wollen. Man steht nur da mit dem Gefühl, nicht gut genug gewesen zu sein. Statt sich nun in einem Meer aus Tränen zu ertränken, bindet man sich die Trotzbinde kampfeslustig um den Arm und greift sich den oder die Nächstbeste am Wegesrand, der das Freizeichen auf der Brust trägt. Idealerweise sollte dies jemand zum Vorzeigen sein. Charmant, eloquent, gutaussehend. Dabei geht es weniger um eine tatsächliche neue Bindung, sondern eher um das Statement: ‚Wenn Du mich nicht haben willst, hast Du eben Pech gehabt.‘ So ist die Trotzbindung verständlich, aber meist sehr durchschaubar und oft nicht von großer Dauer.

Die Copycat-Beziehung:

Diese wird zugegebenermaßen meist von Männern nach einer Trennung eingegangen. Man(n) wurde verlassen und sucht sich nun das Ebenbild jener, die einen verschmähte. Nur in jüngerer oder vermeintlich attraktiverer oder vermeintlich entspannterer Version. Eine Copycat-Beziehung zeugt meist nicht von Reife, sondern dient dem Versuch, die oder den Ex zu demütigen. Eine unreflektierte Beziehungsvariante, die den eigenen Selbstwert stärken soll, aber meistens fehlschlägt. In etwa so sinnvoll wie der Versuch, die Welt davon zu überzeugen, dass man nun Nichraucher sei, während man statt Zigaretten nun immer einen Joint in der Tasche hat. Tabak inklusive.


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