Wer hat hier eigentlich die Hosen an?

Dominanter Ehemann und Versorger mit Frau, die zu ihm aufschaut? Das war früher einmal. Und heute? Pantoffelheld meets Karrierefrau?

Jede Beziehung hat eine eigene, ganz individuelle Dynamik. Wir haben uns bei verschiedenen Paaren umgehört, wer eigentlich die sprichwörtlichen Hosen anhat.

Die Caprihose

Um zu entscheiden, wer in unserer Beziehung die Hosen anhat, müsste man ja erst einmal definieren, was das eigentlich bedeuten soll. Wer das meiste Geld nach Hause bringt? Wer die meiste Arbeit zuhause hat? Wer immer bestimmt, was gemacht wird? Oder wer am besten seinen Willen durchsetzen kann? Schwierig. Ich glaube, unter Einbeziehung aller dieser Teilbereiche, habe ich wohl den Großteil der Hosen an. Eine Caprihose sozusagen. 3/4. Manchmal 7/8. Vielleicht liegt es daran, dass ich grundsätzlich gern frühzeitig Sachen plane und in die Wege leite, während mein Freund auch mal alles auf den letzten Drücker macht. In den Bereichen, die uns beide betreffen, habe ich daher meist schon alles vorher erledigt: Urlaubsunterkünfte gebucht, Tische im Restaurant bestellt, entschieden, was am Wochenende gekocht wird, den Termin mit dem Vermieter vereinbart.

Fühle ich mich deswegen als die dominante Bestimmerin? Nein, eigentlich nicht. Denn natürlich treffen wir Entscheidungen, die uns beide etwas angehen, immer gemeinsam. Nur manchmal habe ich auf dem Weg dahin schon etwas mehr Vorarbeit geleistet. Aber das ist auch ok. Wenn ich dann mal mit einem spontanen Wochenendtrip überrascht werde, mit dessen Planung ich nichts zu tun hatte, ist die Freude dafür umso größer. 🙂

Andrea, 32 Jahre, seit fast vier Jahren mit ihrem Freund zusammen

Die Skinny Jeans

Manche Frauen nennen mich Macho. So what. Es gibt genug Mädels, die genau das suchen: Einen Typen, der die Hosen anhat. Denn genau das fehlt heutzutage. Die meisten Kerle sind echt weichgespült und geben keine Richtung mehr vor. Ich glaube aber, dass Frauen das brauchen und auch schätzen. Ich bin die Schulter zum Anlehnen. Der Macher. Der Beschützer. Wenn eine Frau damit nicht klarkommt, kann sie gehen.

Matthias, 29 Jahre, seit 6 Monaten in einer Beziehung

Die Boyfriend-Jeans

Mein Mann und ich leben Gleichberechtigung, auf allen Ebenen: Den Haushalt teilen wir uns halbe-halbe, unseren (ähnlichen) Verdienst werfen wir aufs gemeinsame Konto und auch beim Thema Nachwuchs sind wir uns einig, dass es zwar ein netter Anfang ist, dass Männer mittlerweile auch häufig zwei Monate zuhause beim Baby bleiben, wir für uns aber gern mehr Vater-Monate nehmen möchten.

Bin ich deshalb eine herrische Frau, die ihren Typen unterbuttert? Oder jemand, der alles aufrechnet? 2x Nein. Die Wünsche meines Mannes haben genauso viel Gewicht wie meine. Und aufrechnen müssen wir zum Glück nichts, das fügt sich von ganz alleine in Balance.

Ich glaube, dass man Gleichberechtigung nicht erzwingen kann, sondern dass es ganz stark darauf ankommt, in welchen Familienverhältnnissen der Liebste groß geworden ist. Mein Mann ist mit starken Frauen aufgewachsen: In der DDR war es normal, dass Kinder früh in die Krippe kamen, die Mutter schnell wieder arbeiten geht und sich laufend weiterbildet. Auch wenn das heißt, dass der Kleine ein paar Tage pro Woche bei Oma oder der Nachbarin bleibt, während sie ein Studium draufsetzt. Die Zeit, die sie miteinander hatten, war dafür umso herzlicher und liebevoller. Bis heute ruft er sie an und fragt um Rat. Ist er deshalb ein Muttersöhnchen? Nein. Er ist ein toller Kerl, der so viel Männlichkeit besitzt, dass er Frauen auf Augenhöhe nicht nur akzeptiert sondern sich genau das in einer Beziehung wünscht. Und er mir seine Schulter genauso leiht wie ich ihm meine.

Nicole, 29 Jahre, seit einem Jahr verheiratet

Die abgeschnittene Hot Pants

Grundsätzlich sind wir beide ziemlich gleichberechtigt. Wir tragen beide zu unserem Lebensunterhalt bei, treffen Entscheidungen gemeinsam und kümmern uns um die Dinge des Alltags – jeder das, was er am besten kann. Dennoch war es in der Vergangenheit so, dass ich mich hauptsächlich um unsere Freizeitgestaltung, Urlaube, Geschenke für Familie und Freunde usw. gekümmert habe und die sprichwörtliche Hose anhatte. Doch eigentlich mag ich auch Röcke und Shorts ganz gerne, beziehungseweise, finde es schön, wenn solche Dinge auch mal der Mann übernimmt. Wenn er auch mal einen Plan schmiedet, mich überrascht und eben einfach mal das Ruder übernimmt. Häufig führte das zu Diskussionen in unserer Beziehung, weil häufig einfach gar nichts passierte, wenn ich mich nicht darum gekümmert habe.

Und siehe da: er hat meinen Punkt eingesehen und Besserung gelobt. Manchmal hilft das Reden also doch und führt zu Veränderungen. Ich bin gespannt, wie lange die guten Vorsätze anhalten und ob ich mich nun wirklich auch mal zurücklehnen kann und nicht immer die treibende Kraft sein muss.

Carla, 33 Jahre, seit zehn Jahren mit ihrem Freund zusammen

Die Spendierhosen

Da ich im Gegensatz zu meinem Freund – Student – mehr verdiene, gebe ich ihm natürlich gerne mal was aus. Ich zahle auch mehr Miete und organisiere den ganzen Nebenkostenkram. Schließlich ist er auch bei mir eingezogen, daher läuft das auch alles über meinen Namen. Aber hab ich deswegen automatisch die Hosen an? Ich glaube nicht. Find ich das schlimm? Nö. Nur logisch.

Ich bin aber ein leidenschaftlicher Bestimmer, von daher setze ich meine Meinung sehr gerne durch. Mein Freund allerdings auch. Also hält sich das wohl die Waage. Somit habe ich finanziell vielleicht die Hosen an, emotional jedoch nicht. Keiner von uns beiden. Aber wieso muss man in einer Beziehung überhaupt Hosen anhaben?

Jan, 25 Jahre, seit 1,5 Jahren mit seinem Freund zusammen


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