Wenn ich mir selbst Gutes tue, tue ich auch meinem Partner gut

Viele Streitereien mit dem Partner haben nichts mit der Beziehung, sondern mit der eigenen Unzufriedenheit zu tun, weiß Diplom-Psychologin und PAARFLOW-Gründerin Sunje Scheffer

Wenn es wieder einmal mit dem Partner kriselt und man nur noch unzufrieden damit ist, wie er sich verhält, ist es zunächst wichtig, für sich zu prüfen, ob man selber für seine eigene positive Stimmung sorgt. Denn: Häufig liegt der Grund für Streitereien schlicht in der Tatsache, dass ich mit mir selber nicht glücklich bin, da ich entweder meine wirklichen Bedürfnisse gar nicht kenne oder sie nicht beachte.

So ist ein Streit mit meinem Partner bereits vorprogrammiert, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, gestresst und hungrig bin und mein Bedürfnis nach Ruhe, Schweigen und Nahrungsaufnahme nicht beachte. Allerdings bezieht sich die eigene Unzufriedenheit nicht nur auf existenzielle Bedürfnisse (Hunger, Schlaf…), sondern ebenso auf Bedürfnisse, die mit den Eigenschaften und Werten des eigenen Persönlichkeitstypen zusammenhängen.

Der Persönlichkeitstyp mit seinen Bedürfnissen will beachtet werden

Die Bedürfnisse von Menschen sind verschieden: Der Eine fühlt sich wohl, wenn er seine Woche mit vielen Terminen (Hobbies, Verabredungen, Events…) durchstrukturiert hat, der Andere weiß noch gar nicht, was er die nächsten Tage machen wird und ist damit zufrieden, abzuwarten, was sich ergibt (oder auch nicht). Auch bezüglich der inhaltlichen Interessen sind wir alle, und häufig auch im Vergleich zum Partner, verschieden.

Diese Unterschiede hängen mit unserem Persönlichkeitstypen zusammen, der ganz individuell aus unterschiedlichen Dingen und Möglichkeiten Befriedigung zieht – und für unsere eigene Zufriedenheit müssen wir auch diese psychischen Bedürfnisse zur Kenntnis nehmen und befriedigen.

Und an diesem Punkt wird es komplizierter: Leider wissen wir oft gar nicht, was unsere wahren Bedürfnisse sind, was uns also wirklich glücklich und zufrieden macht, denn 80 – 95 % aller Vorgänge im Gehirn sind uns nicht bewusst.

Für den harmonischen Umgang mit meinem Partner muss ich zunächst für mich selber sorgen

Um aber überhaupt Lust dazu zu haben, mit meinem Partner angenehme Zeit zu verbringen und auf seine Wünsche einzugehen, ist es wichtig, dass ich auch regelmäßig mir selber etwas Gutes tue. Dies wiederum kann mir aber nur gelingen, wenn ich weiß, was mich glücklich und zufrieden macht.

Was kann ich konkret tun?

Ein Persönlichkeitstest schafft Klarheit

Eine gute Möglichkeit, seinen eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen, ist es, einen Persönlichkeitstest durchzuführen: Ich erfahre etwas über meine Stärken, Werte, Bedürfnisse aber auch möglichen Schwächen bzw. Dinge, die mir nicht sonderlich liegen. Diese kann ich einerseits gezielt in meine Partnerschaft einbringen bzw. dafür sorgen, dass ich mir auch unabhängig von meinem Partner Gutes tue. Bezüglich meiner Schwächen kann mein Partner mich möglicherweise durch seine Unterschiedlichkeit ergänzen und mir neue Wege aufzeigen. Die Kenntnis um unsere Persönlichkeitstypen verschafft uns Klarheit, was uns gemeinsam wichtig ist und wie wir uns als Paar ergänzen können. Dadurch werden Konflikte, die aufgrund unserer nicht bewussten Bedürfnisse entstehen, ausgeschaltet und Paare können diese gezielt in ihre Partnerschaftsgestaltung einbauen.

Die Belohnungsliste

Eine gute Möglichkeit, um diese Erkenntnisse auch praktisch in das eigene Leben zu integrieren, ist die persönliche Belohnungsliste. Auf meiner Belohnungsliste halte ich meine für mich attraktiven Aktivitäten schriftlich fest (z.B. in der Notizen-App auf meinem Smartphone). Ich belohne mich täglich, nachdem ich bestimmte verpflichtende Tätigkeiten durchgeführt habe – so sorge ich permanent für positive Stimmung.

Hier ein Beispiel:

• Lesen: Buch, Zeitschrift, Zeitung
• Fahrradfahren
• Ins Kino gehen
• Kochen
• Backen
• Treffen mit Freund/Freundin
• Handwerkeln: Stricken, Wohnung dekorieren…
• …..

Weniger ist mehr: Qualitätszeit statt unzufriedenem Aktionismus

Es gibt eine Menge Vorteile mit positiven „Nebenwirkungen“, wenn ich für meine eigene Zufriedenheit sorge: Ich bin regelmäßig mit mir selber verabredet und tue Dinge, die mir gut tun; ich bin weniger gestresst und offener für Zweisamkeit und die Bedürfnisse meines Partners; mein Partner schaut sich mein Verhalten ab und sorgt auch für sich; wir freuen uns aufeinander und können in erster Linie die Aktivitäten zusammen durchführen, die uns beiden Freude bereiten (wir können uns auch eine gemeinsame Belohnungsliste erstellen, mit Aktivitäten, die wir beide gerne zusammen machen).

Insofern vergeuden wir immer weniger Zeit mit Dingen, die dem Anderen keine Freude machen und genießen unsere gemeinsame Qualitätszeit.

Fazit: Glückliches Ich = Glückliches Du = Glückliches Wir


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