Von einer Beziehung auf Augenhöhe zum kuschenden Heimchen

Nichts ist vorbereitet. Ich betrete das Wohnzimmer, Hugo liegt auf dem Sofa und liest. Er schaut hoch, er schaut mich erwartungsvoll an, er fragt, was gibt es zu essen? Ich bin im Begriff, mich zu beschweren, da sehe ich in seine traurigen Augen und antworte wie aus der Pistole geschossen, ich kümmere mich. Ich verschwinde in die Küche. Hugo drückt bei mir auf einen Knopf. Er macht das nicht bewusst, das weiß ich. Doch er tut es. Er ahnt vielleicht unbewusst, was sein Dackelblick bei mir auslöst. Wir haben keine Kinder, der Beruf und die Beziehung, war und ist unser Ding.

Mir bedeutet mein Beruf unendlich viel, er ist der eine Sinn meines Lebens. Und der andere Sinn ist Hugo. Insofern habe ich das Gefühl, man hat Hugo durch die Kündigung das halbe Herz rausgerissen, er tut mir unendlich leid. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich morgens fröhlich in mein Büro gehe, Hugo sitzt zu Hause. Die Tatsache, dass er als Berater gut verdient, bringt ihm nichts, er hängt immer noch auf dem Abstellgleis, auf das ihn sein Chef mit der Kündigung geschoben hat. Es ist Hugo klar, wie meine Tage aussehen, wie perfekt. Meine Kollegen und ich, wir verstehen uns wunderbar, das Klima ist super. Mein Chef ist total zufrieden mit mir, gerade habe ich eine Gehaltserhöhung erhalten. Zu mir sagen alle „Ja“ in meinem beruflichen Umfeld. Das ist mein tägliches Glück. Und Hugo hat man rausgeschmissen. Das ist sein tägliches Unglück. Ich verstehe Hugo, und aus diesem Verstehen heraus, mache ich mich klein.“

Helfen und dienen – typisch Frau?

Was Greta an der Seite von Hugo entwickelt hat, das ist ein typisches Helfer-Syndrom, wie es gerade Frauen häufig an den Tag legen. Greta ist klug, sie macht sich nichts vor. Sie hat „Helfersyndrom“ gegoogelt, auf sie treffen viele Kriterien zu. „Es gibt einen Test im Internet, den habe ich gemacht. Eigentlich aus Spaß, aber dann sind mir die Tränen gekommen, Ja, dachte ich, das ist aus dir geworden, Greta, ein Heimchen, ich führe ein Doppelleben. Im Büro und auf der Baustelle habe ich die Hosen an, in der Wohnung husche ich wie eine graue Maus durch die Wohnung und sehe zu, dass alles zur vollsten Zufriedenheit von Hugo ist. Wie eine Dienerin komme ich mir oft vor.


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