Männer vom Mars? Frauen von der Venus?

Vereinfachung von Komplexität

Wer so erfolgreich ist, kann sich auf Kritik verlassen. Bevor wir aber auf das Problem mit den Stereotypen kommen, wollen wir uns kurz anschauen, warum sie uns dennoch oder gerade so in den Bann ziehen können.
Das Leben ist komplex. Leider oft so komplex, dass wir keinen Durchblick mehr haben. Was machen wir dann? Wir räumen auf, schaffen Ordnung und bilden Kategorien, verallgemeinern und vereinfachen. „Frauen sind einfühlsam und kommunikativ, Männer schweigen und ziehen sich in ihre Höhle zurück. Frauen wollen über Probleme sprechen, Männer wollen sie lösen.“ Wenn Frauen und Männer das verstehen, so sagt Herr Gray, können sie über die Akzeptanz ihrer Unterschiedlichkeit zu dauerhaftem Glück finden. So einfach, so brillant. Tatsächlich ist dieser simple Ratschlag, einer der wichtigsten, den es für das Zusammenleben zu beherzigen gilt: Akzeptanz von Unterschiedlichkeit und Toleranz gegenüber der Andersartigkeit. Lasset einander so, wie ihr seid. Leben und leben lassen.

Leider ist diese heilsversprechende Botschaft gerade aber nicht diejenige, die aus Stereotypendenken geboren wird. Sondern das genaue Gegenteil ist der Fall.

Das Problem mit den Stereotypen

Nun mag man Herrn Gray zu Gute halten oder, je nach Sichtweise, auch vorwerfen, dass er sich um die Ursachen der von ihm postulierten Unterschiede zwischen den Geschlechtern gar nicht schert. Bei ihm „isses einfach so“. Basta. Halbherzig werden hormonelle, biologische oder kulturelle Gründe genannt, für seine Argumentation scheinen sie unbedeutend. Ebenso sind sie wohl für seine Anhängerschaft wenig von Belang, die steht eher auf handfeste Ratschläge wie „Nehmen Sie sie (Frau) täglich vier Mal in den Arm.“ Immerhin kann man nicht sagen, er wäre nicht konkret.

Für das Verständnis der gesellschaftlichen Relevanz von zugeschriebenen Geschlechterrollen ist das Wissen über deren Ursachen allerdings unabdingbar. Mittlerweile konnten sich die Thesen von der Unterschiedlichkeit weiblicher und männlicher Gehirne wissenschaftlich nicht bestätigen lassen. Die Unterschiede sind weitaus kleiner als angenommen.


Weitere interessante Beiträge