Männer sind Aussitzer

Alles ist besser als noch ein Tag mit dir – Kann aus einer solchen Trennung noch etwas Gutes entstehen? Jan Fleischhauer hat das Scheitern seiner Ehe in einem Roman verarbeitet und erzählt im Interview, was er in seiner neuen Beziehung anders machen wird

Eric Hegmann: Ihre Trennung war beim Paartherapeuten: Eine solche Situation habe ich leider selbst in der Beratung schon häufig erleben müssen und tatsächlich waren es vor allem die Männer, die von ihren Partnerinnen unerwartet verlassen wurden. Wie erklären Sie sich, dass Sie so überrascht werden konnten?

Jan Fleischhauer: Männer sind Aussitzer, da mache ich leider keine Ausnahme. Sie reden sich die Situation schön. Sie sagen sich: “Ach, es könnte bei uns besser laufen, sicher. Aber bevor ich mein Leben auf den Kopf stelle, bleibe ich lieber dort, wo ich bin. Da kenne ich mich wenigstens aus.” Frauen verlangen mehr vom Leben, das hat mir immer schon Bewunderung abgenötigt. Sie gehen erst innerlich und dann auch im wahren Leben. 70 Prozent der Trennungen gehen von Frauen aus. Sie haben einfach mehr Mut.

Was geschah, bis Sie sich danach wieder als Mensch, als Mann und reif für die Partnersuche erlebt haben?

Nachdem mir klar wurde, dass es meiner Frau ernst war mit ihrem Entschluss, mich zu verlassen, habe ich mir eine eigene Wohnung gesucht. Ich glaube, es gibt nichts demoralisierenderes, als weiter unter einem Dach zu leben, wenn feststeht, dass der andere nicht mehr will. Zwei Wochen nach dem Auszug habe mich bei Parship angemeldet. Ich habe da nicht viel Zeit verstreichen lassen. Einer der Vorzüge einer Scheidung ist ja, dass man neue Menschen kennenlernen kann. Neuere Studien sagen übrigens, dass es für den Psychohaushalt durchaus förderlich ist, schnell wieder eine Bezeigung einzugehen. Man darf allerdings keine Wunderdinge erwarten. Der Schmerz über eine Trennung schwindet nur langsam. Angeblich dauert es die Hälfte der Ehejahre, bis man über eine Scheidung ganz hinweg ist. Ich habe die Zahl nicht überprüft, aber sie erscheint mir plausibel.

Typische Beziehungsfrage: „Hast du was?“ – „Nein, da ist nichts.“ Wie gehen Sie heute mit einer solchen Situation um?

Wenn ich ehrlich bin: So sind die Gespräche bei uns nie verlaufen. Das Problem war eher, dass ich nicht wirklich nachgefragt habe, ob meine Frau etwas hat, oder jedenfalls nicht auf eine Art und Weise, die eine ehrliche Antwort erwartet hätte. Ich habe mich zu wenig darum gekümmert, wie es meiner Frau in der Beziehung geht, das war mein Fehler. Hätte ich eher realisiert, wie unglücklich sie ist, wäre die Scheidung möglicherweise abzuwenden gewesen. Ich habe daraus gelernt, wachsamer zu sein. Wenn beide Partner ohne größeren Streit nebeneinander her leben, kann das ein Zeichen sein, dass man sich arrangiert hat – oder ein Alarmsignal.


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