Das Trauma des Betrugs

Wer betrogen wird verliert oft die Fähigkeit vertrauen zu können. Dadurch werden Betroffene doppelt bestraft, denn ohne Vertrauen lässt sich auf keine neue Beziehung auf Augenhöhe aufbauen.

“Ich kann nie wieder vertrauen”, ist nicht nur ein Satz, sondern vor allem ein Hilferuf. Leider wird er oft nicht als solcher wahrgenommen. Vielmehr gilt er häufig als feststehendes Ergebnis schmerzhafter Erfahrungen, an dem sich auch nichts mehr ändern lässt. Dr. Julie Schwartz-Gottman hat unter US-amerikanischen Untreue-Opfern einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Personen mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) ermittelt. Sie warnt eindringlich davor, die Symptome als Liebeskummer zu verharmlosen und rät bei andauernden Problemen zu fachärztlicher Behandlung.

Was ist ein Trauma?

Der Begriff Trauma wird medizinisch sehr eng gefasst, in der Umgangssprache dafür ziemlich weit. Als psychisches, seelisches oder mentales Trauma oder Psychotrauma wird in der Psychologie eine seelische Verletzung bezeichnet. Das Wiedererleben der traumatisierenden Situation und die damit einhergehende Hilflosigkeit zeichnen unter anderem das Trauma aus. Traumatische Erfahrungen werden häufig getriggert durch Situationen, die den Betroffenen das Erlebte immer wieder erneut durchleben lassen.

Für Betrogene können solche Trigger viele Situationen und Verhaltensweisen sein:

  • Nächtliche Anrufe oder Textnachrichten für den Partner
  • Unpünktlichkeit, kurzfristige Absagen
  • Plötzliche Änderungen in Routinen
  • Verweigern von Kommunikation, Mauern
  • Unerklärliche Stimmungsschwankungen

Warum Kontrolle nur schadet

Völlig verständlich, aber leider ganz und gar kontraproduktiv ist der Wunsch nach Sicherheit durch Kontrolle. Viele Betrogene halten die Ungewissheit, wenn eine Situation ihre Angst getriggert hat, nur aus, wenn sie dem (alten oder neuen) Partner hinterherspionieren. Da heute unser Smartphone auch unser Tagebuch ist, wird vor allem darin nach verdächtigen Informationen gesucht: im Kalender, in den Textnachrichten, in den Mails, in den Notizen, im Gesprächsverlauf, in den Fotos …


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