Das Trauma des Betrugs

Wer betrogen wird verliert oft die Fähigkeit vertrauen zu können. Dadurch werden Betroffene doppelt bestraft, denn ohne Vertrauen lässt sich auf keine neue Beziehung auf Augenhöhe aufbauen.

Was tun nach einem traumatisch erlebten Betrug?

Wenn Sie nicht mehr vertrauen können, dann ist das nicht mehr länger alleine auf Ihren untreuen Partner gerichtet, sondern das tragen Sie mit in die nächste Beziehung. So werden Sie durch einen Betrug doppelt bestraft – das ist auch das, was Affären so schwer verzeihlich macht. Niemand würde in Frage stellen, dass bei einem körperlichen Angriff das Opfer medizinische Hilfe benötigt. Untreue kann aber ein Angriff auf die Psyche darstellen, weil dadurch die Fähigkeit des Urvertrauens verloren gehen kann und deshalb macht sie oft ebenso Unterstützung für den Heilungsprozess nötig. Das wird häufig von den Betroffenen vergessen. Die entwickeln dann Schutzstrategien wie Nachspionieren, Kontrolle und großes Misstrauen, um nicht wieder verletzt zu werden. In Wahrheit schneiden Sie sich aber mit diesem Verhalten – bildlich gesprochen – die Narben der erlittenen Verletzung neu auf, so dass die Wunde nie heilen kann.

Das Ziel einer Therapie ist negative Verhaltensmuster zu durchbrechen, damit Betroffene nicht immer wieder die traumatische Erfahrung erleben müssen. Hierfür gibt es zahlreiche Ansätze. Unterstützung finden Sie beispielsweise bei Psychologen und Therapeuten, die sich auf posttraumatischen Stress spezialisiert haben.

Mittlerweile werden zahlreiche neue traumatherapeutische Maßnahmen und Werkzeuge angeboten und Sie können mit Unterstützung versuchen herauszufinden, welche für Sie und Ihre Situation geeignet sind:

  • EMDR: Von der US-Amerikanerin Francine Shapiro wurde diese Methode der Arbeit mit Traumafolgestörungen entwickelt. EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing, was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet. In Deutschland wird EMDR etwa seit 1991 angewendet. 2006 hat der wissenschaftliche Beirat für Psychotherapie EMDR als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode anerkannt.
  • ACT: In der Akzeptanz- und Commitmenttherapie werden klassische verhaltenstherapeutische Techniken mit achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Strategien und mit Interventionen zur Werteklärung kombiniert. Der therapeutische Ansatz wurde maßgeblich von dem US-amerikanischen Psychologen Steven C. Hayes entwickelt und beruht auf dessen Bezugsrahmentheorie (Relational Frame Theory),

Ist eine Beziehung für die Betroffenen denn noch zu retten?

In der Liebe ist alles möglich, aber nicht alles gleich wahrscheinlich. Nach meiner Erfahrung scheitert eine Beziehung, wenn ein Partner den betrug traumatisch erlebt hat und unter PTBS leidet sicher, wenn sich das Paar nicht gemeinsam um einen Neubeginn bemüht – mit externer Unterstützung. Denn Vertrauen wieder fassen zu können, ist eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt.


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