Nichts wünsche ich mir mehr, als dir vertrauen zu können

Am Abend dann die Nachricht einer gemeinsamen Freundin. Sie müsse mir etwas erzählen, wisse nicht, wie sie es mir sagen solle. Du wärst gestern im Club gewesen, sie hätte dich gesehen. Mit einem Mädchen. Du bist mit ihr nach Hause gefahren. Sie hätte mich nicht angerufen, wenn sie sich nicht sicher gewesen wäre. Sie kannte das Mädchen und ihre beste Freundin und hat ihre Nummer erfragt. Ich könnte sie anrufen, wenn ich wollte, um die Wahrheit zu erfahren. Es tue ihr Leid für mich.

Erst dachte ich, dass das eine Verschwörung gegen uns sei. Dass sie uns unser Glück nicht gönne. Doch irgendetwas in mir drin sagte mir, dass ich diesen Anruf tätigen sollte. Ich erfuhr jede Einzelheit. Was du wie und wann mit ihr gemacht hast. Dass du dich hast krankschreiben lassen, um den Morgen mit ihr zu verbringen. Mit keinem Wort hast du mich erwähnt. Du hast mich verleugnet. Und ihr einen Kuss zum Abschied gegeben und ihre Handynummer genommen.

Ich war geschockt. Fragte mich, wie du das tun konntest. Was ich gemacht hatte, dass es so weit gekommen war. Ob du nicht mehr glücklich warst. Einen letzten Funken Hoffnung und Naivität hatte ich. Ich wollte herausfinden, ob das stimmte. Also fuhr ich zu dir. Ich beobachtete dich. Deinen Umgang mit mir. Und fragte dich, ob ich kurz von deinem Handy telefonieren dürfte. In deinem blinden Vertrauen gabst du mir das Handy und ich rief sie an. Sie war in deinen Kontakten. Du hattest sie nicht einmal gelöscht. Vorher hatte ich dich gefragt, ob du mir noch etwas erzählen musst. Dass du mir alles sagen kannst. Ich wollte, dass du mir die Wahrheit sagst. Dass ich es wenigstens von dir höre. Dass du mir diesen Respekt entgegenbringst. Dass du ehrlich zu mir bist. Nichts. Nachdem wir bei ihr angerufen hatten, hast du versucht zu lügen. Es zu verleugnen. Irgendwann gabst du es zu.

Ich wollte nur noch weg von dir

Ein paar Tage danach riefst du mich an, sagtest, du hättest Schmerzen und wolltest dich beim Arzt testen lassen. Die Diagnose: Chlamydien. Von ihr. Im Hochsommer mussten wir uns also behandeln lassen mit Antibiotika und konnten nicht in die Sonne. Während alle Freunde im Schwimmbad waren, mussten wir Ausreden erfinden, warum wir nicht mitkommen. Ich war fassungslos. Lange Zeit zu trauern hatte ich nicht. Denn da wartete der neue Job auf mich. Ohne Wohnung. Übergangsweise kam ich zum Glück bei einer Freundin unter und konnte mir eine kleine Wohnung vor Ort suchen, in deiner Stadt.

Du hast angefangen, um mich zu kämpfen. Hast alles für mich gemacht über Monate. Ich merkte, dass es dir leidtat. Wir haben eine Therapie gemacht, um das alles aufzuarbeiten. Und irgendwann kam ich zurück. Habe versucht, dir und mir zu vergeben, für all das. Verzeihen konnte ich das nicht. Werde ich nie.


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