Ich solle mir keine Sorgen machen, hast du gesagt

Ihr gemeinsamer Sohn erinnert sie jeden Tag an den Mann, den sie verloren hat. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin schreibt über das furchtbare Ende ihrer großen Liebe

Es vergehen kaum Tage, an denen ich nicht an dich denke. Manchmal aus Wut, aber auch mal aus Trauer. Und obwohl du nicht mehr am Leben bist, lebst du für mich weiter. In unserem Kind.

Es war sicherlich keine 08/15-Romanze zwischen uns. Wir haben zusammen gearbeitet und als wir uns kennengelernt haben, waren wir beide vergeben. Ich habe mich nach kurzer Zeit von meinem Freund getrennt. Wir kamen uns näher. Redeten über Gott und die Welt und hatten die gleichen Ansichten.

Wir wehrten uns gegen die Anziehung, die wir verspürten. Schließlich hattest du gerade einen Hausbauvertrag unterschrieben. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger und es folgte ein erster Kuss. Ganz zärtlich und vorsichtig. Wir waren hin und her gerissen und doch folgten sieben gemeinsame Monate. Intensive Monate, in denen du mir alles anvertraut hast.

Wir träumten von einer gemeinsamen Zukunft, weil du dich nach dem Abschluss des Hausbaus von deiner Freundin trennen wolltest. Ich habe es geliebt, Zeit mit dir zu verbringen. Eines Tages hast du mir ein schlichtes Armband geschenkt mit einer kleinen Feder. Du sagtest, dass du sofort an dich und mich denken musstest. Weil ich dein Leben beflügelt habe und es sich mit uns so leicht und sanft wie eine Feder anfühle.

Noch heute liegt dieses Armband in einer kleinen Kiste und schreit nach mir. Ich kann sie jedoch nicht öffnen. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen. Ich wurde ungeplant schwanger.

Du wolltest das Kind nicht und ich konnte es nicht wegmachen lassen. So ungünstig das alles auch war. Ich weiß noch genau, wie ich dir meine Entscheidung mitgeteilt habe. Ich habe dir gesagt, dass ich es auch allein durchziehen werde.


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