Ich kann – noch – nicht alles aufgeben für dich

Auch wenn ich den Altersunterschied nicht spüren konnte, wenn wir zusammen waren, war er dennoch da. Ich konnte nicht alles aufgeben für dich – und dann war es vielleicht nur ein Strohfeuer. Ich sagte dir, ich wäre zu alt, um noch drei bis vier Mal von vorne anfangen zu können, du müsstest es ernst mit mir meinen. Du warst so unglaublich süß und aufmerksam. Du riefst mich in meinen Pausen bei der Arbeit an, nur weil du meine Stimme hören wolltest. Du holtest mich vom Zug ab und spaziertest mit mir nach Hause, nur um ein paar Minuten bei mir zu sein. Du begleitetest mich zu einer Fortbildung, damit wir ein paar Stunden beieinander sein konnten. Du schriebst mir ständig und überall … Du warst immer bei mir. Am Morgen wecktest du mich immer mit einer Nachricht: „Guten Morgen Prinzessin!“

Ich sagte dir, ich bräuchte Zeit, du wolltest sie mir geben. Du sagtest, du würdest dich darauf freuen, jeden Tag neben mir einzuschlafen und wieder aufzuwachen. Du sagtest, du wolltest mich als deine Frau. Du versprachst mir, immer für mich da zu sein und dass es niemals so endet, dass wir nicht mehr miteinander sprechen. Ich wollte, dass wir kein Klischee sind. Nicht dieser junge Mann, der sich für eine ältere Frau interessiert und nach kurzer Zeit das Interesse verliert, weil er zur Nächsten geht. Ich wollte so sehr glauben, dass all die Worte und Zärtlichkeiten, die wir tauschten, aufrichtig waren.

Ich war naiv. Letztlich erlebte ich genau das, was ich befürchtet hatte, das, von dem du sagtest, dass es nie passieren würde. Von heute auf morgen war es vorbei – ohne große Erklärungen. Nur mit dieser Ausrede, ich würde meinen Partner doch ohnehin nicht verlassen. Ich hatte noch tausend Fragen, konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben. Doch du hast mich mit all den Fragen allein gelassen. Du gingst nicht mehr ans Telefon, antwortetest kaum und nichtssagend. Ich war eine erwachsene Frau, du noch ein Junge. Ich hätte es von Anfang an besser wissen müssen. Doch ich wollte so gerne daran glauben. Du hast mir das Herz gebrochen, es hatte eine weitere tiefe Wunde, heute ist es vielleicht nur noch eine Narbe.

Auch wenn es vorbei war, erzählte ich meinem Partner von dir – von diesem Glück, das ich gefühlt hatte. Ich wollte ihn verlassen – konnte es aber doch nicht. Wir machten einen Kurzurlaub, redeten. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, er würde mich wieder sehen. Ich versuchte mich von dir zu verabschieden, mich von dir zu lösen. Es gelang – für eine Weile.


Weitere interessante Beiträge