Habe ich dir wirklich nur Leid getan?

Es fühlte sich ein wenig so an wie Sterben, zumindest stelle ich mir das Gefühl so vor. Du gabst dir danach nicht mehr so viel Mühe um mich wie am Anfang. Weil ich mir ein Leben ohne dich aber absolut nicht mehr vorstellen konnte, kämpfte ich umso mehr um dich. Anfangs wirkte es, als würdest daraufhin überraschenderweise wieder auf mich zukommen und es entstand ein nervenzerreißendes Hin und Her zwischen uns. Aber ich konnte irgendwann einfach nicht mehr und stellte dich vor die Wahl: Du trennst dich oder ich zerbreche an der Sache.

Du hast tatsächlich die erste Variante gewählt und dich wirklich von deiner Freundin getrennt – aber dafür wolltest auch keinen Kontakt mehr zu mir. Aber alles war nur von kurzer Dauer. Nach so vielen Jahren Beziehung ließ sie dich natürlich nicht einfach gehen. Für sie warst du genau wie in meinen Augen der perfekte Mann, mit dem sie einmal vor dem Traualtar stehen möchte und der Mann, der irgendwann der Vater ihrer Kinder werden sollte. Ein Haus, Kinder, Hund, Garten, Baum – genau dafür warst du für uns wie geschaffen. Sie kämpfte um dich und so dauerte es nicht lange bis ihr wieder zusammen kamt.

Warum auch immer – die Frage stelle ich mir bis heute – kam gleichzeitig der Kontakt zwischen uns wieder zu Stande. Bis heute berufst du dich auf den Grund, dass ich dir Leid getan hätte. Aber waren da nicht vielleicht doch Gefühle im Spiel? Ich werde es wohl nie wissen.

Langsam aber sicher rückte einmal mehr Weihnachten näher und ich wusste genau, das überstehe ich nicht. Du mit ihr und der Familie unter dem schön geschmückten Baum. Das Fest der Liebe. Der Gedanke daran zerriss mich innerlich. Es kam wieder die Situation, in der ich dich unter Druck setzte. Entweder du sagst es ihr oder ich. Ich konnte und wollte so einfach nicht weitermachen. Wir stritten, diskutierten bis du schlussendlich gesagt hast, du trennst dich endgültig von ihr, aber sie solle von allem nichts wissen. Gut, auch wenn ich sie mittlerweile hasste, konnte sie ja nichts für die Affäre. Dann hast du dich getrennt und nun mich dafür gehasst. Du hättest wegen mir deine große Liebe aufgegeben und du wünschst mir den Tod.

Dieser Zustand, dich verloren zu haben und zu wissen, von dir abgrundtief verabscheut zu werden, belasteten mich sehr. Ich war am Ende meiner Kräfte und wusste wirklich nicht mehr, wie ich weiter leben sollte. Mein Kopf überschlug sich vor Fragen, dein Verlust brachte mich den ganzen Tag zum Weinen und ich war, so kann man wirklich sagen, kaum noch überlebensfähig. Unsere Jahre hatten mich schon so zermürbt, dass dieser Schlag mich fast ins Grab gebracht hatte, gesundheitlich und seelisch.

Aber auch dir ging es nicht besser, wie ich mitbekam. Es belastete dich ungemein, dass du sie verlassen hattest. Mein Gewissen meldete sich, ich wollte mich für alles bei dir entschuldigen, obwohl wenn wir ehrlich sind, du der Fremdgänger warst und mir eigentlich viel mehr Schaden zugefügt hast. Es war ein Hin und Her und schlussendlich hatten wir doch wieder Kontakt.


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