Allein mit meinen Gedanken und meiner Furcht

Wenn sich das Gedankenkarussell dreht, wird Partnersuche zu einem Furcht einflößenden Glücksspiel. Dabei will unsere anonyme Autorin nicht mehr als einen Mann, der in seinem Leben Raum und Zeit für sie hat

Ich wünsche mir einen festen Partner. Jemanden an meiner Seite, der die gleichen Interessen teilt. Ich reise gerne, schreibe einen kleinen Blog über meine Erlebnisse, bin also einigermaßen internetaffin. Und im echten Leben Leute kennenzulernen ist irgendwie doch nicht so einfach. Da liegt es nahe, dass Freunde mir raten, online nach dem richtigen Lebenspartner zu suchen. Ich kenne Paare, die sich so kennengelernt haben. Und tatsächlich bin ich ein großer Freund davon, seine Vorstellungen mit ein paar Klicks angeben zu können – und heraus kommen nur Single-Männer, die meine Kriterien erfüllen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein.

Ich war schon bei verschiedenen Portalen. Habe viel Geld bezahlt, um mit den Männern Kontakt aufnehmen zu können. Und es waren neben vielen Nieten auch ein paar nette Exemplare dabei. Aber irgendwann kommt der Punkt, da will man sich treffen. Da reicht das geschriebene Wort nicht mehr aus. Und dann geht mein Gedankenkarussell los. Er schreibt so toll, er findet die richtigen Worte, hat tolle Augen auf dem Bild: Das muss einfach der Mann meines Lebens sein!

Allein mit meinem Gedankenkarussell

Vor den Dates war ich so aufgeregt, dass ich vorher alle zwei Minuten auf Toilette gerannt bin. Gleich werde ich ihn treffen. Und dann ist er da. Er kommt auf mich zu, wir wechseln die ersten Worte. Die Nervosität war schnell weg und häufig waren ebenso schnell die unangenehmen Gesprächspausen da. Hm, ob ich jetzt schon gehen kann, obwohl wir erst seit zwanzig Minuten hier sitzen? Aber man soll Dinge, die einem nicht liegen, ja so oft wiederholen, bis sie einem nichts mehr ausmachen. Also will ich Online Dating trainieren.

Ich bin aktuell bei Tinder angemeldet. Ich weiß, bei Tinder verliebt sich nicht alle 11 Minuten ein Single. Und immerhin steht bei jedem zweiten Profil, dass der Herr ganz bestimmt nicht an ONS interessiert ist. So weit, so gut. Außerdem ist es ein herrlicher – wenn auch sehr oberflächlicher – Zeitvertreib, nach einem kurzen Blick auf das Bild nach links zu wischen oder sich bei einigen wenigen Exemplaren auch die Zeit zu nehmen, um sich die anderen Fotos und die Profilbeschreibung anzusehen.

Ich schrieb mit ein paar Männern. Mit zwei von ihnen habe ich mich auch getroffen, ohne dass wir uns zuvor bereits komplett über unsere Lebensläufe und Zukunftspläne ausgetauscht hätten. Die Aufregung war nicht mehr ganz so groß, er war nur die Gesellschaft beim Abendessen. Das funktioniert ganz gut, ich verbrachte zwei nette Abende.

Aber dann gibt es da noch ein Match mit diesem einen Herren.


Weitere interessante Beiträge
Weiterlesen

Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit

Wie man es auch dreht und wendet, die Menschheit macht einen Fehler nach dem anderen. Es brennen die Wälder, die Meere vermüllen und die nächste Pandemie steckt bestimmt schon in den Startlöchern… Wie bleibt man dabei psychisch gesund und kann einander in einer Beziehung stützen?