20 gemeinsame Jahre – und Du willst nun ohne Grund gehen

Sie sind seit 20 Jahren zusammen. Zum ersten Mal kann sie ihm nicht helfen, denn er weiß nicht mehr, was er will. Ist das das Ende ihrer Ehe? Dieser Brief unserer anonymen Leserin an ihren Mann ist ein bewegender Hilferuf

20 Jahre sind wir nun zusammen. Doch vor acht Wochen kamst Du zu mir und wolltest mit mir reden. Wenn ich gewusst hätte, was Du mir zu sagen hast, dann hätte ich mir lieber die Ohren zugehalten. Du sagtest, Du wärst nun 50 und Du wüsstest nicht, ob Du den Rest Deines Lebens mit mir, mit unserer Tochter als Familie verbringen möchtest. Du bräuchtest Zeit für Dich, Du bräuchtest das Gefühl von Freiheit in Deinem Leben. Du hättest plötzlich keine Lust mehr auf Verantwortung. Du bräuchtest eine eigene Wohnung, ganz dringend.

Ich stand bzw. saß da, wie vor den Kopf geschlagen. Denn genau zwei Tage vorher hattest Du mich noch zum Computer gerufen als Du davor saßt und hast mich in die Urlaubspläne einbezogen, die Du für uns für das kommende Jahr machen wolltest – und hast Dich total darauf gefreut. Wir haben viel zusammen gemacht, auch nach 20 Jahren waren wir immer noch ein verliebtes Paar, mit viel Nähe, mit viel Intimität und intensiven Gefühlen. Wir waren immer stolz auf uns und auf unsere Ehe, auf alles Schöne und auch auf alles Schwierige, was wir zusammen durchgestanden haben. Und auch darauf, dass wir uns in all dem beruflichen und alltäglichen Stress niemals verloren haben.

Du hast nun vor mir gesessen, mit gesenktem Kopf, warst sichtlich traurig und sagtest mir, dass Du Dich selber nicht verstehst, dass da ein Bandsalat in Deinem Kopf wäre, den Du nicht entwirrt bekommst. Nachdem für mich aus heiterem Himmel eine Welt zerbrochen war, bist Du für zwei Wochen ausgezogen, in die ungenutzte Wohnung eines Freundes, um einen klaren Kopf zu bekommen, um zu spüren, was Du wirklich willst.

Ich ließ das stillschweigend zu, weil Du mir den Grund dafür plausibel erklärt hast. Diese zwei Wochen waren für mich und auch für unsere Tochter die Hölle. Aber ich dachte, dass ich danach wieder meinen Mann bei mir hätte, der seinen Bandsalat im Kopf geordnet hätte. Das war aber nicht so. Du kamst zurück, sagtest, dass wir Dir gefehlt hätten, Du aber immer noch nicht wüsstest, was Du nun genau für Dich und Dein Leben willst.


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