20 gemeinsame Jahre – und Du willst nun ohne Grund gehen

Zehn Minuten, nachdem Du wieder zu Hause warst, hast Du im Reisebüro angerufen und einen Urlaub für Dich alleine gebucht. Zeit, die Du berufsbedingt – so zwischendrin – noch nicht einmal für uns hattest, für uns war noch nicht einmal ein Tag drin. Ich bat Dich, mich aus Deinem Urlaub nicht anzurufen, nicht zu schreiben, denn mein Herz war einfach nur noch ein Klumpen aus verletzten Gefühlen, ein Scherbenhaufen. Doch Du hast Dich nicht daran gehalten, hast angerufen, mir geschrieben, so dass Du mich dazu gezwungen hast, Dich und Deine Anrufe und Deine Nachrichten zu ignorieren.

Doch ich brauchte auch Abstand, um nicht ganz auseinander zu fallen, denn ich musste ja funktionieren, für unsere Tochter, für unseren alten Hund, der kurz vor einer OP stand und auf der Arbeit. Ich möchte Dir sagen, dass ich an meine absoluten Grenzen gestoßen bin. Denn bis heute hast Du mir keine vernünftige Erklärung für Dein Verhalten geben können.

Nun bist Du wieder hier und doch nicht wirklich da. Ich bat Dich darum, weitreichende Entscheidungen noch mindestens sechs Wochen zu verschieben, denn unsere Tochter steht kurz vor wichtigen Abschlussprüfungen. Nach einigem hin und her hast Du dem zugestimmt. Währenddessen werde ich verrückt in dieser Situation!

Denn es gibt “normale Tage”, so wie gestern, als wir zusammen gegrillt haben, als die Situation so schön und harmonisch war, dass ich ganz vergessen habe, in welcher Situation wir uns gerade befinden. Du gehst manchmal an mir vorbei und berührst mich oder küsst mich einfach. Dasselbe passiert mir auch mit Dir. Manchmal schläft einer von uns auf der Couch, der andere im Bett, manchmal schlafen wir beide zusammen in unserem Bett, und dann schlafen wir auch miteinander. Manchmal bist Du beruflich weg und meldest Dich nicht, manchmal rufst Du dann fünf Mal am Tag an und erzählst mir irgendwas.

Dieses Durcheinander aus Intensität und Nähe und totaler Abweisung bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Ich weiß, dass Du meine eine Liebe bist. Mein Verstand versucht mir zu vermitteln, dass ich das wohl nicht für Dich bin, sonst wüsstest Du, was Du willst. Und bei meinem Gefühl kommt das nicht an. Manchmal werde ich böse und wütend, was ich aber nicht lange aufrecht erhalten kann. Denn ich fühle, dass Du Dich irgendwie in einer Ausnahmesituation befindest und ich Dir zum ersten Mal in unseren 20 Jahren nicht beistehen oder helfen kann.


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