Mein „Second-Hand-Herz“

Erinnerungen können uns glücklich machen, sie können aber ebenso den Schmerz zurückholen, den man einmal gespürt hat. Unsere anonyme Leserin fragt sich, was wohl jemand mit ihrem gebrochenen Herzen noch anfangen könnte

Wann hört es auf, weh zu tun? Wann fängt es endlich an, aufzuhören? Egal, wie lange wir uns weder gehört, noch gesehen, noch geschrieben haben, egal, wie sehr ich denke, dass ich endlich darüber hinweg bin, sobald ich dir begegne, zieht es mir den Boden unter den Füßen weg.

Unsere Begegnungen sind laut und leise zugleich. Sie sind Vergangenheit und Zukunft, die es nicht geben wird, sie sind eine schmerzliche Stelle in der Gegenwart, die einfach nicht so richtig heilen will.

Ich habe alles versucht, ich habe sie gepflegt, ich habe sie ignoriert, ich habe versucht, sie auszubrennen, sie zu ertränken, sie zu vergessen, und doch platzt sie immer und immer wieder auf. Und will einfach nicht heilen. Ich will, dass sie zu einer Narbe wird, einer Narbe, zu der es eine Geschichte gibt. Eine Geschichte mit einem Ende.

Doch frage ich mich, wann wird das sein? Wie viel Zeit ist genug Zeit? Diese Frage lässt sich wohl kaum beantworten. „Alles braucht so viel Zeit, wie es eben braucht“, sagt man. Aber es kostet auch Nerven, Tränen, Energie. Dinge, die ich kaum mehr aufzubringen vermag.

Auch wenn wir laut und leise sind, Feuer und Wasser, Liebe und vielleicht sogar Hass, waren wir uns doch so innig verbunden. Diese Verbindung ist so schwer und träge, und doch so tief und emotional, tiefgründig und abgründig.

Du bist ein Mensch, den ich nie vergessen werde, aber den ich vergessen möchte und vielleicht sogar muss. In diesem Zwiespalt bin ich gefangen wie ein Insekt in einem Spinnennetz, je mehr ich versuche, mich zu befreien, desto mehr wickeln sich die Fäden um mich und halten mich fest. Ich spüre und sehe das selbst, und doch bin ich machtlos, aus diesem Netz zu entrinnen.


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