Kennt Liebe eine Altersgrenze?

Paare mit großem Altersunterschied werden oft verdächtigt, es gehe ihnen um Geld, Status und Tauschgeschäfte – nur nicht um Liebe. beziehungsweise Autor Jonathan Bern widerspricht und berichtet von seiner eigenen Erfahrung

Ich habe mich immer wieder gefragt, welcher Altersunterschied bei einem Paar optimal wäre. Man sollte meinen, dass dieses Thema in unserer heutigen Gesellschaft keine Relevanz mehr hat. Die immer wiederkehrenden Debatten in der Klatschpresse zeigen aber, dass viele Menschen entweder intolerant oder neidisch sind. Wenn sich solche Promi-Paare irgendwann trennen, fühlt man sich in der eigenen „Normalität“ bestätigt. Viele Paare träumen immer wieder davon aus ihrem Alltag auszubrechen, bleiben aber aus Angst oder aus finanziellen Gründen doch zusammen. Oft macht es auch Sinn, vernünftig zu handeln, so lange man zufrieden mit seinem Leben ist.

Die Sehnsucht nach einer Verschmelzung

Auch mit einigen Jahren Lebenserfahrung bin ich leider nicht viel weiser geworden. Ich dachte immer, dass ich aus meinen Trennungen etwas gelernt hätte, um zukünftige Fehler zu vermeiden. Vor einigen Jahren suchte ich mein Glück in festen Beziehungen mit fast gleichaltrigen Partnerinnen und gemeinsamer Wohnung. Die Geborgenheit, die ich in meiner Kindheit leider nie erfahren durfte, habe ich später immer wieder gesucht. Ich spürte diese permanente Sehnsucht nach einer Verschmelzung. Mir war nicht bewusst, dass ich nie gelernt hatte zu streiten. Wie hätte ich wissen sollen, was den Alltag einer Partnerschaft ausmacht, wenn das Wort Familienleben nie zum meinem Wortschatz gehörte?

Meine Eltern haben in ihrer Rolle als Vorbild komplett versagt. Wenn ich mich verliebte, hatte ich immer die Hoffnung, dass es diesmal für die Ewigkeit sein würde. Nach außen wirkte ich entspannt, humorvoll und eloquent. Mein Charme hatte sicher auch mit einer gewissen Attraktivität zu tun. Doch nach den ersten Monaten voller Leidenschaft kam mein größtes Defizit zum Vorschein: Die Unfähigkeit, sich mit Konflikten auseinanderzusetzen. Ich konnte mich plötzlich nicht mehr artikulieren und war es gewohnt zu schweigen. Ich musste einsehen, dass in der Zweisamkeit keine heile Welt existiert, was meine Verlustängste nur verstärkte.

Ich akzeptiere mich, wie ich bin

Heute habe ich meinen eigenen Weg gefunden und mache immer wieder Fortschritte. Eine Erkenntnis finde ich besonders wichtig: Ich akzeptiere mich, wie ich bin. Ich muss mich nicht mehr ständig an soziale Normen anpassen. Es lohnt sich, etwas zu riskieren, ohne sich zu verstellen. Seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und auf der anderen Seite von einem potentiellen Partner etwas anzunehmen. Ich glaube nicht mehr an eine magische Formel, mit der ich die ultimative Liebe finden werde.

Flüchte ich vor der Realität und der Angst vor dem Älterwerden, wenn ich mich in den letzten Jahren mehrmals in wesentlich jüngeren Frauen verliebt habe? Das klingt für mich wie ein gängiges Klischee, aber ich würde es auch nicht komplett leugnen. Mich erstaunt es immer wieder, dass junge Frauen mit Mitte zwanzig sich oft von „reifen“ Männer angezogen fühlen. Meistens spielte die Erotik eine besondere Rolle. Der Reiz, neue sexuellen Erfahrungen zu sammeln, ist eine starke Motivation.


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