Einblicke in eine heimliche Affäre

Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Aber muss es ausgerechnet ein vergebener Mann sein? Da ist Herzschmerz doch vorprogrammiert, oder?

Die Affäre sorgte für Gewissensbisse

An diesem Abend hat Franzi das erste Mal Gewissensbisse. Zweifel. Sie spricht mit ihm. Sagt, dass es vielleicht besser wäre, sich nicht mehr zu sehen. Doch Carl redet auf sie ein. Versichert ihr, dass er es klären wird, sobald es Carla und ihrer Mutter wieder besser ginge. Er will Franzi nicht verlieren. Sie glaubt ihm. So wie er sie ansieht und mit ihr umgeht. Natürlich liebte er sie. Und war es nicht eigentlich sehr führsorglich von ihm, Carla gegenüber so rücksichtsvoll zu sein?

Ein paar weitere Wochen gingen ins Land und Franzi vergaß in manchen Momenten, dass Carl noch gar nicht ihr richtiger Freund war. Zu schön waren das Frühstück im Bett, das Schlendern über den Flohmarkt, ihre Dates beim Italiener mit zu viel Rotwein und all die heißen Nächte. Nächte, die sie noch nie zuvor so erlebt hatte.

Es wurde nur dann für sie schwierig, wenn Carl mal wieder ein gemeinsames Treffen mit Freunden ablehnte. Und besagte Freunde dann nachfragten, wenn sie dann alleine bei den Geburtstagen und Treffen auftauchte: „Wo ist denn dein Schönling? Und wann trennt er sich denn nun endlich von seiner Freundin?“. Sie hasste diese Fragen. Weil sie die Antwort selbst nicht kannte. Sie die Situation verunsicherte. Weil sie das Gefühl hatte, von ihren Freunden langsam mitleidig angeguckt zu werden. Und sich fragte, ob diese Blicke berechtigt waren.

Würde er sich wirklich trennen?

Sie wollte Klarheit. Aber sie sagte sich auch, dass es noch ein wenig Geduld brauchte. Sie ihn nicht nerven sollte. Und dass er sich sicher trennen würde, wenn er und Carla sich das nächste Mal sehen. Denn das er seine Beziehung am Telefon beendet, das hätte sie auch nicht gewollt.

Dann kam Carla über das Wochenende in die Stadt, um Carl zu besuchen. Als Franzi davon erfuhr, schnürte sich ihre Kehle zu und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Sie wusste gar nicht genau, warum. Es sollte doch endlich passieren. Aber der Gedanke daran, dass die beiden zusammen in seiner Wohnung sein würden, bis er die Trennung aussprach, war schlimm für sie. Es war doch gefühlt auch irgendwie Franzis Wohnung. Franzis Bett. Franzis Stadt. Franzis Mann. Carl beruhigte sie und beteuerte ihr, wie sehr er sie begehre und dass sie sich keine Sorgen machen solle.

Am Samstagabend hielt sie es nicht mehr aus, allein und auf ein Zeichen wartend auf dem Sofa zu sitzen. Sie rief mich an und machte sich nur kurze Zeit später auf den Weg zu meiner Wohnung. Sie schlenderte los und fühlte sich bei dem Gedanken an einen schönen Abend mit einer guten Freundin gerade wieder ein bisschen besser, da kam sie an Carls und ihrer fancy Bar mit den großen Fenstern vorbei, indem sie sich damals kennengelernt hatten. Und da sah sie die beiden. Carl und Carla. An einem Tisch auf zwei Barhockern. Eng nebeneinander. Sie lächelten. Schauten sich in die Augen. Sie küssten sich. Sie sah keinen Streit. Keine Distanz. Keinen Entschluss. Keine Trennung.


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