unerhört: Weshalb sagt er unsere Treffen immer ab?

Warum spricht er mit ihr über seine geheimsten Gedanken, um dann alle Treffen im letzten Moment abzusagen? Was hat er von einem Kontakt, der nirgendwo hinführt?

Antwort: Wollen Sie ihn wirklich treffen? Oder wollen Sie nicht vor allem eine Erklärung?

Seriös lässt sich aus der Ferne nicht mit Sicherheit beurteilen, weshalb sich Ihr Kontakt so verhalten hat, wie Sie es beschreiben. Sie können aber davon ausgehen, dass es sich um Schutzstrategien handelt, um etwas zu verhindern, das ihm Angst bereitet. Letztlich will er Verletzungen verhindern – aber wie es immer abläuft bei solchen Verhaltensweisen, sie provozieren das, was eigentlich vermieden werden soll: Schmerzen. Wovor er Angst hat? Das ist nicht wichtig, denn ganz offenbar gelingt es ihm trotz fachlicher Hilfe nicht, diese Blockade zu lösen. Damit können Sie mit diesem Mann in dieser Situation keine Beziehung auf Augenhöhe führen, sondern höchstens in eine Co-Abhängigkeit geraten.

Denn Sie sollten sich fragen, weshalb Sie sich von Ihrem Kontakt immer wieder so angezogen fühlen, obwohl doch die negativen Erfahrungen stark überwiegen und er Ihnen keinen Anlass dafür gibt zu glauben, dass sich daran etwas ändern würde. Dies liegt in Ihrem Bindungsverhalten verborgen. Sein unerklärbarer Rückzug aktiviert Ihr Bindungsverhalten insofern, dass Sie dadurch den Wunsch verspüren, sich um ihn zu bemühen. Dass Sie jedoch jedes Mal auch wieder abschließen und in diesem letzten Fall den Kontakt ganz abbrechen und blockieren konnten, zeigt, dass Ihr Bindungsverhalten grundsätzlich sicher und stabil ist.

Das Unerklärliche ist, was Sie dabei besonders reizte, denn Vorgänge, für die wir keine Erklärung erhalten, werden wie ein „offener Task“ von unserem Gehirn verarbeitet, um den „Vorgang“ doch noch irgendwann abzuschließen. Finden wir kognitiv keine Erklärung für unser Problem, schließt das Gehirn diesen Task erst einmal nicht ab. Immer wieder, ganz besonders, wenn Sie erneut Kontakt haben, „werfen“ Sie das Programm an und dies stärkt dann Ihr Bedürfnis, ihn wiederzusehen.

Fragen Sie sich selbst, ob Sie vielleicht nicht endlich verstehen möchten, was los ist und was ihn antreibt – oder ob Sie tatsächlich glauben, dass es sich bei ihm um den Partner handelt, mit dem sie eine lebenslange, glückliche Beziehung führen möchten. Bedenken Sie dabei, dass sich Menschen und ihre Verhaltensweisen selten grundlegend ändern. Es ist nicht zu vermuten, dass er in der Zukunft zuverlässiger oder verbindlicher reagieren würde.

Sie beginnen Ihr Schreiben mit der Frage, warum Sie diese E-Mail verfassen. Dies geschah ebenfalls als Schutzstrategie. Nämlich, um sich nicht selbst zu verletzen durch eine Antwort, die Sie als schmerzhaft empfinden, haben Sie entschieden, sich die Antwort von einer dritten Person geben zu lassen. Unbewusst haben Sie damit dem „offenen Programm“ eine Falle gestellt und versucht, den Task so abzuschließen. Setzen Sie darauf auf.

Denn ob bewusst oder unbewusst: Ihr Kontakt nutzt aus, dass Ihr Interesse nicht abflaut, weil Sie ihn nicht einschätzen können. Schließen Sie ab, finden Sie für sich eine Erklärung, die Sie überzeugen kann (das kann eine einfache sein wie: Er ist so und wird sich nicht ändern) und bedenken Sie, dass es allein Ihre Entscheidung ist, wie viel Einfluss dieser Kontakt jetzt und in Zukunft auf Ihr Leben hat.

unerhörtehrlich

Ihr habt auch eine Frage zur Partnersuche? Dann schickt sie uns und wir antworten.


Weitere interessante Beiträge