unerhört: Ich weiß nicht, warum ich mir das gefallen lasse

Wir streiten, trennen und versöhnen uns … Was hält mich an ihm?

Antwort: Sie sind zu gut für ihn

Sie haben viel erreicht, auf das Sie stolz sein können. Dennoch scheinen Sie sich selbst nicht viel zuzutrauen und auch sich selbst nicht so sehr zu schätzen, dass Sie sich vor Verletzungen schützen. Möglicherweise wurde Ihnen früher vermitteln, dass stolz zu sein, nicht gut wäre. Vielleicht wäre dann ein erster Schritt, wenn Sie sich selbst dankbar sein könnten, für die vielen guten Entscheidungen, die Sie in Ihrem Leben bisher getroffen haben. Ihr Selbstvertrauen können Sie jedoch nur zurückgewinnen, wenn Sie etwas verändern. Solange Sie nicht selbst aktiv werden, verhindern Ihre Ängste, dass sich Ihre Situation verbessern kann. Im Moment scheint es, als hätten Sie den Mut verloren, zu Ihren Wünschen und Bedürfnissen zu stehen und diese durchzusetzen. Obwohl Sie in anderen Bereichen Ihres Lebens nach Ihrer Schilderung sehr wohl wissen, was Sie erreichen können. Dennoch denken Sie, nicht gut genug zu sein. Dieser Einfluß kann von Ihrem Partner stammen, möglicherweise belastet Sie aber auch ein Schuldgefühl und Sie fühlen sich für etwas verantwortlich.

Es geschieht häufig, dass sich die betrogene Partnerin selbst die Schuld für einen Seitensprung des Partners gibt.

Zunächst ist es ein Zeichen von Stärke, wenn man die Ursache von Konflikten bei beiden Partnern sucht. Wenn jedoch, wie in Ihrem Fall, es nie wirklich zu einer befriedigenden Aufarbeitung der Untreue kam und vor allem, wenn danach nicht veränderte Verhaltensweisen einen echten Neuanfang der Beziehung eingeleitet haben, verbleibt ein Partner möglicherweise in einer schmerzhaften Phase ohne Orientierung, wohin die Reise gehen kann.

Sie könnten Ihren Partner zu einer Paarberatung oder -therapie bitten. Wirklich aussichtsreich ist dies nach Ihrer Beschreibung aber leider nicht. Sie könnten sich selbst externe Hilfe suchen, um sich über Ihre eigenen Wünsche klarer zu werden. Nach meiner Einschätzung sollte nämlich nicht Ihre Beziehung im Fokus Ihrer Anstrengungen stehen, sondern Maßnahmen, um sich vor weiteren Verletzungen durch Ihren Partner zu schützen. Ob Ihre Beziehung zu retten ist, kann ich seriös aus der Ferne nicht beurteilen. Aber leider klingt es nicht so. Ihr Partner scheint Ihre Position der Schwäche auszunutzen, Sie lassen das mit sich machen – und Sie leiden nun doppelt. Denn er behandelt Sie nicht nur schlecht, Ihnen gelingt es auch nicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Dies belastet Ihr Selbstwertgefühl.

Ziehen Sie Konsequenzen. Zeigen Sie Grenzen auf. Es geht Ihnen in der jetzigen Situation nicht gut. Sie haben verständlicherweise Furcht vor den Veränderungen, die Sie erwarten, vor dem Alleinsein. Doch es braucht Veränderung, damit es besser werden kann. Sie schreiben, Ihre Freunde und Ihre Familie stehen zu Ihnen. Lassen Sie sich von Ihnen unterstützen und helfen. Sie werden feststellen, Sie sind gar nicht allein, Sie verfügen über ein Netz, das Sie auffängt. Sie sind nicht dafür verantwortlich, dass Ihr Partner offenbar in seinem Kreis keine Unterstützung findet. Auch dies könnten Sie als Beleg nehmen, wie sehr Sie offensichtlich von anderen Menschen geschätzt werden und welchen Wert Sie für die haben. Dass Ihr Partner Sie nicht wertschätzt, scheint mir ganz deutlich das Signal, dass Sie zu gut für ihn sind.

unerhörtehrlich

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