Zombie-ing: Der Geist, den ich nicht rief

Wie es ist, wenn jemand nach dem Ghosting plötzlich aus der Versenkung auftaucht – und alle Wunden wieder aufreißt

Haben Sie mal „Casper – Der freundliche Geist“ gesehen? Sie wissen schon, diese niedliche Fantasy-Komödie aus den Neunzigern, in der sich das Gespenst eines kleinen Jungen von ganzem Herzen nur eines wünscht: noch einmal lebendig zu sein und in die Welt der Menschen zurückzukehren. Warum? Klar, weil er sich heillos in einen verliebt hat. Im Film klappt das natürlich irgendwann, dreimal hex-hex, und Casper taucht plötzlich als Mensch aus Fleisch und Blut wieder auf. Eine erfundene Kindergeschichte, die heute offenbar unter erwachsenen Menschen Wirklichkeit wird. Auch in der Realität erscheinen manche Geister unvermittelt wieder auf der Bildfläche. Nur hat Liebe damit wenig zu tun.

Geister lieben nicht, sie verschwinden

Ghosting an sich ist ja schon schlimm genug. Die Kurzform: Man steht in regelmäßigem Kontakt mit einem Menschen, hat vielleicht schon ein paar Dates hinter sich oder im schlimmsten Fall bereits offiziell eine Beziehung. Dann passiert von jetzt auf gleich das Unglaubliche. Er verschwindet, einfach so. Ohne ein Wort, eine Nachricht, eine Erklärung, irgendwas. Und auch eine Trilliarde Anrufe, SMS und sonstige Kontaktversuche ändern nichts daran. Dabei ist der andere nicht etwa verunglückt, gekidnappt oder gar gestorben, nein. Er hat sich einfach nur klammheimlich aus dem Staub gemacht, das Verhältnis auf die denkbar feigste aller Arten beendet und dabei die Würde des Verlassenen mit Füßen getreten. Als müsste diese Demütigung aber nun noch getoppt werden, beschließen manche Ghosts nach einer Ewigkeit im Land der Stille, auf einmal genauso unerwartet wieder aufzutauchen. Wie der Zombie, der auf einmal wieder da ist.

Plötzlich ist er wieder da: „Hey, wie geht’s dir?“

Dann kommt so etwas. Eine Nachricht aus dem Nichts, aus den Untiefen wochen- oder gar monatelangen, abgrundtiefen Schweigens. Und reißt alles wieder auf, was in der Zwischenzeit leidlich verheilen konnte. Das Gefühl der Ohnmacht, des Nicht-Verstehens, der Hilflosigkeit. Alles plötzlich wieder da. Je näher man dem anderen vor seinem Verschwinden stand, desto schlimmer hat man gelitten unter dieser armseligen Flucht, für die man nicht einmal die Gründe kennt. Doch man hat sich mühsam berappelt, über die Zeit ganz langsam erholt und seine tausend offenen Fragen irgendwann notgedrungen ad acta gelegt. Mit der Vergangenheit abgeschlossen und sich vielleicht Neuem geöffnet. Um dann von einem simplen „Hey, wie geht’s dir?“ vollkommen aus der Bahn geworfen zu werden.


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