Wie positive Psychologie die Liebe beeinflusst

Reicht Optimismus allein?

Diese und ähnliche Erkenntnisse aus dem psychologischen und medizinischen Bereich lassen im Grunde nur einen Schluss zu: Der Geist beeinflusst den Körper – unsere Gedanken können demnach die Realität verändern. Aber hilft es tatsächlich, einfach vor sich hin zu hoffen und tatenlos auf eine Veränderung zu warten? Glaubt man der renommierten Hamburger Motivationsforscherin Gabriele Oettingen, geht es so ganz von allein leider nicht. Ja, Optimismus kann in vielerlei Hinsicht Kraft schenken. Doch nur, wer aktiv an seiner Einstellung arbeitet, wird auch wirklich etwas bewegen, so Oettingen. Untermauert wird auch diese These durch einige Tests. Die Wissenschaftlerin konnte zum Beispiel zeigen, dass Arbeitssuchende es in der Realität durchweg schwerer hatten, wenn sie sich zuvor intensiv ein perfektes Bewerbungsgespräch vorgestellt hatten. Probanden der Vergleichsgruppe, die im Vorfeld sowohl positive als auch negative Aspekte wie Versagensängste oder unangenehme Fragen visualisieren sollten, bekamen später bessere Jobangebote und verdienten im Schnitt auch mehr Geld. Oettingens Schlussfolgerung: Allzu schöne Fantasien rauben Energie – wer sich aus dem nichts ans Ziel träumt, verliert darüber die Stärke, die nötig ist, um es tatsächlich zu erreichen.

Liebe ist Kopfsache

Tagträume von der großen Liebe führen also nicht per se zu einer glücklichen Beziehung im echten Leben, so viel ist klar. Sich vorzustellen, wie man Hand in Hand mit dem perfekten Partner in den Sonnenuntergang marschiert, mag schön sein – damit allein ist es jedoch nicht getan, wie Gabriele Oettingen beweisen konnte. Aber hilft es einsamen Herzen dennoch, fest an die Liebe zu glauben? Besonders unglückliche Langzeit-Singles können in jedem Fall von positiver Psychologie profitieren. Denn nur, wer an sich selbst glaubt, seine Eigenheiten zu schätzen weiß und das Gute in sich und seinem Leben hervorkehrt, kann auch die Wirkung auf andere optimieren. Ist man erstmal im Netz aus „Mich will doch eh keiner“ und „Ich bin viel zu uninteressant“ gefangen, mag diese positive Umprogrammierung schwerfallen. Bedenkt man aber, dass andere Menschen einen anhand der eigenen Handlungen beurteilen und entsprechend reagieren, ist sie der Schlüssel zum Liebesglück. Warum also nicht an der Selbsteinschätzung drehen und das beste Bild von sich nach außen tragen, das man abzugeben vermag? Wenn steinalte Männer das können, dann wohl jeder Mensch auf dieser Welt.


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