Geschichte des Suchenden #4

Micha ist Single und einer der Typen, die andere wohl als „Arschloch“ bezeichnen. Dabei ist er vor allem eines: Auf der Suche. Nach der Einen, nach der Richtigen. Und er nimmt uns mit auf diesen Weg – zu Dates und zu ersten Küssen, in Bars und Clubs. Und wer weiß: Vielleicht ja auch zu seinem Happy End?

Thomas ist – seit ich denken kann – mein bester Freund. Der Klassiker: Eltern befreundet, Thomas und ich im gleichen Alter, zwei Jungs, die sich besser kennen, als irgendjemanden sonst. Thomas ist ein Teil meiner Familie. Und deshalb treffen wir uns heute auch auf ein Bier. Denn: Wir müssen reden.

Bin ich einfach beziehungsgestört?

„Weißt du, ich habe das Gefühl, dass ich nur Frauen mögen kann, wenn sie mich nicht mögen. Sobald ich das Gefühl habe, sie sicher zu haben, verlieren sie jeden Reiz für mich“, sage ich und Thomas schaut verständnisvoll.

„Und dann frage ich mich natürlich: Bin ich einfach beziehungsgestört? Kann ich mich einfach nicht einlassen?“, frage ich und Thomas schaut verständnisvoll.

„Ich meine, da waren super Frauen dabei. In den letzten Jahren. Da muss doch eigentlich eine dabei gewesen sein, bei der ich bleiben will. Aber: Pustekuchen. Keine. Und wenn ich dann doch mal eine so richtig Tolle treffe, versaue ich es total“, sage ich und: Thomas schaut verständnisvoll.

„Wieso sagst du nichts, Thomas? Verstehst du, was ich meine, oder nicht?“

Thomas schaut jetzt nicht mehr verständnisvoll, sondern grinst breit. Dann lehnt er sich zurück, verschränkt die Arme hinter dem Rücken und schließt die Augen. Er seufzt. Dann nimmt er einen tiefen Schluck von seinem Bier und räuspert sich. Jetzt bin ich gespannt.

Du bist einfach ein Arsch

„Das Ding ist: Du bist einfach ein Arsch. Dein Ego ist zu groß. Du willst die perfekte Überfrau, eine, die keiner außer dir haben kann. Du willst die Prinzessin, den Hauptgewinn. Und sobald sich herausstellt, dass die Frau ein ganz normaler Mensch mit Ecken und Kanten, mit Fehlern und Makeln ist, erschreckst du dich und ziehst dich zurück.“, sagt Thomas und schweigt dann. Wir schweigen beide lange und ich denke daran, dass er Recht hat. Dass ich eigentlich Angst vor einer richtigen Beziehung, vor Verantwortung und auch vor Langeweile habe.

„Und, hast du auch eine Lösung parat?“, frage ich Thomas und er schaut mich einen Moment eindringlich an und antwortet dann: „Ja. Werd` endlich erwachsen.“

Wir trinken noch eine Weile und gehen nach Hause. Ich allein, er zu seiner Freundin. Und ich bin zum ersten Mal neidisch auf ihn. Denn er hat Recht: Eine Beziehung ist schön. Der Halt und die Sicherheit fehlen mir. Zeit, endlich erwachsen zu werden. Zeit, das Ganze endlich mal richtig anzugehen.

Und beim nächsten Mal erzähle ich auch, wie ich das gemacht habe. Und welche wunderbare Frau ich dabei getroffen habe. Eins ist sicher: Man muss sie einfach mögen!


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