Die unheimliche Angst der Frauen vor kleine(re)n Männern

Darin sind sich alle Frauen einig: Der Mann an ihrer Seite soll bitte größer sein als sie. Warum eigentlich?

Diese Frage an eine Single-Frau ist eigentlich überflüssig: “Wie groß soll Ihr Partner denn sein?” Denn die Antwort wird lauten: “(Etwas) größer als ich.” In nahezu allen Kulturen ist es so, dass Frauen sich einen größeren Mann wünschen. Es handelt sich hierbei offensichtlich um ein tief programmiertes Bedürfnis.

Forscher wie der Wiener Professor Karl Grammer haben herausgefunden, dass Frauen sich spontan für den Mann aus einer Gruppe entscheiden, der den meisten Raum einnimmt. Das gelingt ganz einfach durch schiere Körpergröße, denn wer alle überragt, ist sozusagen Herrscher des Luftraums. Im Sitzen kann Mann allerdings tricksen. Durch Ausstrecken von Beinen und Armen beispielsweise. Typisch ist, die Lehne des Nachbarstuhls zu umfassen und so zu zeigen: Diesen Platz beanspruche ich – zusätzlich! “Menspreading”, jenes Phänomen im öffentlichen Nahverkehr, dass Männer mit breit gespreizten, ausgestreckten Beinen den doppelten Platz einnehmen, wäre demnach ein mehr oder minder unbewusster Ruf nach Aufmerksamkeit. Jedoch in einer denkbar unpassenden Situation, denn richtig anziehend wirkt das wohl nicht, sieht man sich die Proteste gegen diese Art der männlichen Präsenz an. Weshalb? Weil es rücksichtslos ist – und ein Partner, der nicht liebevoll wirkt, eine Gefahr nicht nur für Feinde darstellt, sondern für die Frau und die Kinder ebenso.

Groß und liebevoll ist die Super-Kombi

Und weil viele Männer, die sich so präsentieren, ihren beanspruchten Raum mangels Masse gar nicht benötigen. Sie füllen ihn nur mit ihrem Ego, aber nicht ihrem Körper aus. Kleine Männer, die auf sich aufmerksam machen wollen, wirken auf Frauen übrigens gestresst. In Studienreihen fand man heraus, dass Frauen Stresshormone ausgesprochen abtörnend finden. Die “Höhlenerklärung” der Forscher hierzu: Ein Mann, der beim Angriff des Säbelzahntigers hektisch wird, ist kein guter Beschützer der Familie.

Ein kleiner Mann ist kein guter Beschützer

Die Erklärung für den Wunsch nach dem großen, starken Partner an ihrer Seite ist vermutlich evolutionär im Wunsch nach Schutz begründet. Interessanterweise wirkt dagegen der Wunsch nach Vertrauen, denn ein größerer Mann ist ebenfalls ein stärkerer und körperlich überlegener Partner und somit gleichzeitig eine Person, der die Frau vertrauen können muss. Der große Mann ist anziehend, wirkt er aber nicht vertrauenswürdig, ist er ebenso gefährlich. Kleine Männer hätten demnach den großen Vorteil, ungefährlich und vertrauenswürdig zu sein, aber den Nachteil, die Fantasie vom Helden, der sie retten kann, nicht erfüllen zu können.

Hohe Schuhe sind schon wichtig

Jetzt will nicht jede Frau gerettet werden. Und doch wollen sie einen größeren Partner. Das schränkt die Partnersuche ein. Aber nicht einmal Langzeit-Single-Frauen würden zur Verbesserung ihrer Chancen auch nur einen gleich großen Mann zum Date bitten. Die Begründungen in der Beratung sind so unpräzise, dass die Theorie einer unbewussten Evolutionsprogrammierung gut stimmen könnte, denn echte Argumente sind da selten zu hören: “Weil das nichts aussieht”, “Ich will ja auch mal hohe Schuhe tragen” oder “Das muss einfach so sein.” Ach was.

Männer finden kleinere Frauen attraktiv

Paare würden sich nicht finden, ergänzten sich nicht die Bedürfnisse. Es ist keine Überraschung: Die meisten Männer mögen kleinere Frauen. Sehr. Zwei Gründe: Sie ziehen eine erotische Befriedigung aus der Fantasie, dass sie ihre Partnerin beschützen könn(t)en. Und: “Weil das sonst nicht aussieht”, “Sie will ja auch mal hohe Schuhe tragen” oder “Das muss einfach so sein.” Passt also super. Alle sind sich einig und glücklich.

Vielleicht kommt der hochgewachsene Partner mit dem Staubtuch sogar aufs Bücherregal. Aber ob er das für Sie machen wird (oder er Ihnen vom Sessel aus zusieht, wie Sie auf der Leiter balancieren), ist eine Charakterfrage. Also bitte: Körpergröße hat keinerlei Einfluss auf Beziehungskompetenz. Nicht im Guten und nicht im Schlechten.


Weitere interessante Beiträge