Das Kind in mir muss nicht erwachsen werden

Wann wirst du eigentlich erwachsen? Wenn Männer in ihren Hobbys und Interessen kleine Jungs bleiben. beziehungsweise-Autor Thorsten Wittke kultiviert sein kindliches Gemüt. Das findet manche Frau allerdings … verstörend

Gedankenverloren stehe ich in meinem Wohnzimmer. Die Wände sind weiß und leer. Drei viereckige, besonders helle Stellen stechen hervor. Dort, wo bis gerade die Gemälde hingen, die mich schon seit Jahren begleiten. Bilder, die ich bei einer Malerin in Auftrag gegeben habe und die sie genauso, wie ich sie haben wollte, gemalt hat. Ich habe sie abgenommen, weil sie ein ständiger Streitpunkt waren mit der Frau, die mich gerade verlassen hat.

Aus ihrer Sicht sollte ich endlich mal erwachsen werden und diese Bilder seien eines reifen Menschen nicht würdig. Die endgültige Trennung hatte andere Gründe, aber die häufigen Streits um meinen Spleen, wie sie es nannte, hatten mich an mir zweifeln lassen. Im Moment war mir der Gedanke, mich dieser Kritik ein weiteres Mal aussetzen zu müssen, egal von wem, einfach unerträglich. Die fraglichen Bilder sind großformatige Aquarelle meiner Lieblingsszenen aus meinen Lieblings-Disney-Filmen.

Ich gestehe. Ich bin ein Disneyaner. Von Kindesbeinen an. Und bis heute geblieben. Das bedeutet nicht nur, dass es im Keller eine Ecke mit Comics aus Entenhausen gibt und in meinem BluRay-Regal alle 56 Animationsfilme der Meisterwerkreihe von Walt Disney stehen. Von jedem meiner Besuche der Disneylands dieser Welt habe ich ein Stofftier und eine Schneekugel mit Film-Charakteren mitgebracht und hüte diese Schätze in einer Vitrine in meinem Arbeitszimmer. Schätze im wahrsten Sinne des Wortes. Es handelt sich um Sammlerstücke, die teilweise eine enorme Wertsteigerung erfahren haben. Auch wenn es sich um Kinderkram handelt, ein Kind würde ich niemals ohne Aufsicht in die Nähe dieser Devotionalien lassen.

Die Reaktionen von Frauen, die das erste Mal meine Wohnung betreten, sind recht unterschiedlich. Meist lande ich in der Schublade „Schräg, aber süß“, vor allem, wenn sie merken, dass mein Vorschlag, einen gemütlichen Abend mit Aladin oder Merida auf der Couch zu verbringen, ernst gemeint und kein Äquivalent zu Netflix und chillen ist.

Falls es sich dann doch ergibt, dass wir beim Chillen landen, ist allen gemeinsam das Aufatmen, wenn sie feststellen, dass ich keine Frozen- oder Cars-Bettwäsche aufgezogen habe. Wenn es auch sonst in jedem Raum meiner Wohnung irgendwas gibt, wo einem die Maus von mindestens einem Gegenstand entgegenlacht, ins Schlafzimmer hat sie es nicht geschafft.


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