Benching – Ein neues, schmerzhaftes Phänomen des modernen Datings

Als wäre Ghosting nicht schmerzhaft genug, kommt jetzt Benching. Benching ist die Botschaft: Du bist keine Priorität, du bist eine Option. Vielleicht

Benching ist die deutliche Botschaft: Du bist keine Priorität, du bist eine Option.

Aber bevor wir jetzt die Faust in der Tasche ballen, ganz ehrlich bitte, ab wann wird Kennenlernen verbindlich? Ab wann muss man sich entscheiden, wie es weiter geht, ob es weiter geht? Nach der ersten, der zweiten oder der zehnten Textnachricht? Nach einer, zwei oder drei Wochen Kontakt? Erst wenn man miteinander im Bett war?

Und falls es eine solche Regel gibt: Wer stellte die eigentlich auf?

Offenheit, Ehrlichkeit, auch einmal unangenehme Situationen durchzustehen, um voranzukommen – das wünschen wir uns von einem Partner. Der Kontakt, der diese Tugenden nicht pflegt, der taugt für eine Beziehung nicht. So einfach kann man das durchaus formulieren.

Dagegen steht die Erwartungshaltung, Gewissheit und Verbindlichkeit einfordern zu können von einer Person, die bisher keine Verpflichtung eingegangen ist und keine Verlobung und kein Eheversprechen abgegeben hat. Nicht einmal die tatsächliche Aussicht auf eine Beziehung, wenn man denn nicht zwischen den Zeilen die eigene Fantasie herausliest.

Benching ist ein Zeichnen mangelnder Verbindlichkeit

Sicher ist Benching ein Symptom einer Zeit, in der Entscheidungen schwer fallen. Aber warum fallen sie so schwer? Weil wir uns von hohen Erwartungen so verunsichern lassen, dass wir lieber jede Entscheidung auf die lange Bank schieben, bevor sie uns den Traum vom Liebesglück womöglich verbaut. Weil wir uns von der vermeintlichen Vielfalt täuschen lassen und insgeheim hoffen, der nächste Kandidat wäre noch näher dran am Ideal. Weil wir vor Nähe eben auch diese diffuse Angst haben, verletzt zu werden, so dass wir lieber Distanz halten.

Was also tun? Meistens ist es gar nicht so schwer. In der einen Rolle klar zu sagen, woran der Kontakt ist, selbst wenn das nur bedeutet „Ich weiß es nicht“. Zumindest aber sind dann die Beteiligten auf der gleichen Informationsstufe. Oder in der anderen Rolle deutlich zu machen, dass Warten auf der Parkbank nicht das ist, was man sich unter Kennenlernen vorstellt.

Gegen Benching und die Ungewissheit hilft also vor allem Mut, eine Entscheidung zu treffen. Also das Gegenteil von sich alle Optionen offen zu halten.


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