Mainstream Porno: Auf der Suche nach weiblicher Lust

Unsere Kolumnisten Nadine hat genug vom einseitigen Bild der weiblichen Lust im Mainstream Porno und spricht über ihre bisexuelle Perspektive

Pornofilme greifen des Öfteren auch die beliebte Dreier-Fantasie auf und bieten damit natürlich auch spannenden Content für bisexuelle Menschen. Hiermit will ich kein Vorurteil verstärken, aber ja: Natürlich ist es als Mensch, der sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt, schön, alle vereint beim Liebesspiel zu beobachten. Und diese Konstellation kommt im echten Leben nun mal weitaus seltener zustande. Belehrt mich eines Besseren, aber davon bin ich überzeugt.

Aber machen Pornos wirklich Lust?

Ich persönlich muss sagen, dass mich gerade die gratis Pornobörsen eher abschrecken als inspirieren, denn hier wird weder weibliche noch homosexuelle Lust wirklich gut oder authentisch dargestellt.

Ein Beispiel, welches ich besonders liebe und in dem Kontext immer wieder anführe, sind die langen Fingernägel der weiblichen Darstellerinnen. Mir zuckt es jedes Mal im Unterleib, wenn ich diese langen, lackierten Gel-Nägel sehe, mit der das Gegenüber energisch gefingert wird. AUA! Auch das maßlos überzogene Stöhnen finde ich meistens eher irritierend und wenig anregend.

Ebenso die Kameraperspektive: von oben herab. Nicht nur in Konversationen eine eher schlechte (Ausgangs-)Haltung. Im Porno-Kontext aber eigentlich nicht anders zu erwarten. Denn die – beinahe ausnahmslos devot dargestellten – weiblichen Protagonistinnen haben nicht viel zu sagen haben, dafür aber einiges zu schlucken!

Warum wird in Pornos so ein einseitiges Bild vermittelt?

Warum das Ganze nicht nur einseitig, primitiv, langweilig und fast schon gefährlich ist? Sexualität ist etwas unglaublich Vielfältiges. Aber wie sollen gerade junge Menschen sich davon ein Bild machen, wenn sie in Clips und Filmen immer nur die eine Haltung präsentiert bekommen?

Nicht wenige junge Erwachsene verrieten mir im Gespräch, vor allem Frauen, dass sie beim Sex oftmals einfach nur „mitmachen“ (immer noch besser als: etwas mit sich machen lassen) und ein Programm abspulen. Junge Männer hingegen performen wie ihre (Porno-)Vorbilder und einen Klaps auf den Hintern gibt’s für die (temporäre) Partnerin ebenfalls gleich dazu. Egal, ob sie darum gebeten hat oder eben nicht. Macht Mann im Film ja auch so. Hart anpacken ist Standard, scheinbar, auch wenn nicht wenige Mädels sich damit unwohl fühlen.

Laut gestöhnt wird sowieso, denn man will sein Gegenüber ja nicht verunsichern. Offene Kommunikation über Bedürfnisse findet man selten in den Erwachsenenfilmchen, lustige Situationen oder kleinere Fails (Scheidenfurz, Errektionsprobleme, ungeschickte Moves olée!) ebenfalls nicht. Wie sollen junge Erwachsene hier ein angemessenes sexuelles (Selbst-)Bewusstsein entwickeln, wenn Diversität bereits im Vorhinein im Keim erstickt wird? Zumindest vermittelt die Startseite sämtlicher gratis Pornobörsen dieses Bild.


Weitere interessante Beiträge