#FreeTheNipple – Eine Bewegung von gestern?

Absolut nicht. Jede*r von uns, der sich aktiv auf Social Media, allen voran Instagram, rumtreibt, kriegt nicht genug zensierte weibliche Nippel zu sehen. Der Aufschrei ist nach wie vor groß und neben prominenten Vertreter*innen, zeigen auch jede Menge Künstler*innen, Fotograf*innen regelmäßig, was sie von der ungerechten Zensur halten.

Oberkörperfrei, im Sinne von „Free the Nipple“, demonstrieren und engagieren sich Menschen weltweit für die Bewegung und kämpfen für mehr Gleichberechtigung.

Die visuelle Künstlerin Annique Delphine aus Berlin ist ein schönes Beispiel. Auch sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen- und Männerkörpern aufzuzeigen. Aber nicht nur Annique setzt sich dafür ein, denn gerade in der aufgeschlossenen Hauptstadt findet man viele Vertreter*innen der Bewegung. Weitere Hashtags wie #nobra und regelmäßige Ausstellungen und Aktionen, sollen auf die fortwährende Verklärung hinweisen.

Freiheit – Gleichheit – Schwesterlichkeit

Mal davon abgesehen, dass mir persönlich in keiner Stadt bis jetzt so viele durchs T-Shirt blitzende Nippel aufgefallen sind wie hier. Klar, es ist bzw. war Sommer. Dennoch habe ich an manchen Tagen das Gefühl, dass die Frauen hier nur zu gern auf ihren BH verzichten und interessanterweise sorgt es auch für wenig provozierende Blicke. Auch die Badeseen mit ihren vielen Hausbooten und kleineren Schrebergärten, die die Ufer säumen, sind oftmals mit nackten weiblichen Oberkörpern geschmückt. Natürlich gilt Berlin allgemein als eine der freizügigsten Städte Europas und vor allem auf Techno- oder Sexparties spart sich Frau einfach direkt noch das T-Shirt und malt sich höchstens etwas Farbe (am liebsten mit Glitzer) auf die Brust. Mir gefällts!

Denn Fakt ist: Wie sollen wir einen offenen und toleranten Umgang mit Sexualität in der Gesellschaft erreichen, wenn wir weiterhin alles sexualisieren und im Nachgang mit Zensur bestrafen? Das Einzige, was daraus entspringt, ist Verwirrung. Noch mehr Verwirrung. Selbstbewusste junge Frauen haben schließlich eine größere Chance, zu sexuellem Bewusstsein zu gelangen und selbstbestimmt, statt fremdbestimmt durchs Leben zu gehen.

Akzeptanz und Selbstliebe sind hierbei zwei unabdingbare Komponenten, jedoch schwierig zu erreichen, wenn der Algorithmus bzw. die Richtlinien vorschreiben, wie sie sich zu präsentieren haben.

Fazit: die #freethenipple Kampagne sorgt bereits seit 2012 für Aufsehen, und zwar zu Recht. Egal ob in Film, Clip, Kunst oder unseren Feeds.

Ach ja, der # ist seit Längerem übrigens ebenfalls geblacklistet. Grande! Das sagt viel aus über unsere Gesellschaft aus. Weder Frauen wird die Fähigkeit zugesprochen, über ihren Körper selbst entscheiden zu können (das ist ja eigentlich nichts neues… Stichwort: Abtreibungsgesetz), noch Männern sich beim Anblick einer nackten Brust zügeln zu können.

Verklärung at it’s best.


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