Wenn danach plötzlich Funkstille herrscht

Wer im Internet nach “Mann meldet sich nach Sex nicht mehr” sucht, findet tausende Erfahrungsberichte. Über Männer, die untertauchen und Frauen, die sich durch dieses Verhalten verletzt und ausgenutzt fühlen. Warum gehen wir so miteinander um?

Eigentlich sind wir erwachsen. Und wenn Erwachsene aus freiem Willen miteinander schlafen, dann wissen sie wohl, was sie tun. Da ist kein Platz für Vorwürfe. Oder? Bei Sex darf bezweifelt werden, dass unser Verstand die ganze Zeit aufmerksam bei der Sache ist. Intimität bereitet schließlich mehr Freude, wenn sich die Partner fallen lassen können, wenn sie fühlen – und nicht nachdenken dabei. Wenn jedoch am Morgen danach der Gefühlskater für Kopf- und Herzschmerzen sorgt, dann war es der Spaß vielleicht nicht wert.

Ein Klischee sagt, Männer möchten eine Beziehung, um Sex zu haben. Und Frauen haben Sex, um eine Beziehung zu bekommen. Ob das tatsächlich so ist, darüber darf gestritten werden. Aber wenn man sich das Phänomen des One Night Stand ansieht, dann scheint sich diese steile These ein Stückweit zu bestätigen. Studien zufolge sagen 80 Prozent der Männer danach: Das war super! Aber nur 50 Prozent der Frauen empfinden so. Sie hatten sich nämlich “mehr” erhofft.

Dass aus einem One Night Stand nur selten eine Beziehung wird, ist übrigens kein weltweites Phänomen. Die Deutschen gehen am Morgen danach davon aus, dass es das war; genauso wie sie es für ein Zeichen von Unverbindlichkeit halten, gleich beim ersten Date im Bett zu landen. In Spanien beispielsweise sieht das ganz anders aus. Da beginnen 70 Prozent der Beziehungen mit einem One Night Stand. “Wash & Go” hat also durchaus Potential zu mehr.

Zwei Dinge können einen One Night Stand gründlich verderben. Im Vorfeld die unterschiedlichen Wünsche daran, also ob es sich um den Auftakt für mehr handelt oder ob es einzig um den Akt an sich und eine einmalige Erfahrung geht. Das lässt sich in der Theorie absprechen – in der Praxis wird das aber kaum jemand tun, um sich nicht die Chancen und die eigenen, möglicherweise sogar wissentlich zu hoch gegriffenen Hoffnungen, zu ruinieren. Nach dem Spaß greift dann möglicherweise die zweite Gefahr, das evolutionäre Bindungssystem.


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