Suche Wohnung, biete Sex!

Dass in deutschen Großstädten wie Hamburg, Berlin und München Immobilienknappheit herrscht, ist kein Geheimnis. Sowohl immer mehr Vermieter als auch Wohnungssuchende greifen deshalb auf unmoralische Angebote zurück.

Das Phänomen des sexualisierten Wohnungsmarktes

Eine Kommilitonin von Alex kommt zu uns an den Tisch, begrüßt uns und steigt prompt in unser Gespräch mit ein. Sie heißt Laura, ist ebenfalls 21 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Heidelberg. Auch Laura kann von Erfahrungen auf dem sexualisierten Wohnungsmarkt in Hamburg berichten. Wer glaubt, dass nur Kerle solch unseriöse Annoncen schalten, wird schnell eines Besseren belehrt.

„Bei mir war es sogar eine 40-jährige Frau, die sich den hohen Mietspiegel zu nutzen machte. Sie meinte, ich könnte für schlappe 200 Euro pro Monat bei ihr wohnen. Die Nebenkosten hatten es allerdings in sich: mindestens zweimal pro Woche Sex mit ihr und ihrem Freund. Mit einem anderen Vermieter sollte ich das Bett teilen und im Bad stets die Tür offen lassen, damit er mir bei der Körperpflege zusehen kann“, klagt Laura kopfschüttelnd.

Dass sich immer mehr Frauen für ein Dach über dem Kopf notgedrungen prostituieren, ist keine Seltenheit. Die britische Hilfsorganisation Shelter hat beispielsweise herausgefunden, dass in überbevölkerten Städten wie London mehr als 28 Prozent der weiblichen Obdachlosen schon einmal Sex für einen Übernachtungsplatz hatten. Und laut einer Umfrage des britischen Frauenmagazins Cosmopolitan gaben ein Viertel der Leserinnen an, dass sie mit einem Vermieter schlafen würden, um weniger oder keine Miete zahlen zu müssen. Ein eindeutiges Zeichen, wie kaputt der internationale Immobilienmarkt gerade ist.

Unmoralische Angebote – Gibt es da denn keine Kontrolle?

In den AGB der bekannten Internetplattformen für Wohnungssuchende heißt es: „Aufrufe zu sexuellen Handlungen, gleich welcher Art, sind untersagt“. Entsprechende Inserate würden sofort gelöscht und die Nutzer gesperrt. Allerdings ist die Dunkelziffer hoch, denn nur die gemeldeten Vorfälle können auch geahndet werden. Somit finden immer mehr skrupellose Vermieter Schlupflöcher und Portale ohne Reglementierungen für ihre doppeldeutigen Inserate. Fühlen sich Wohnungssuchende von zweideutigen Angeboten im Netz ernsthaft belästigt und entscheiden sich für eine Anzeige bei der Polizei, sind die Erfolgschancen gering. So perfide und moralisch verwerflich diese „Sex-gegen-Miete-Angebote“ auch sein mögen, gesetzeswidrig sind sie nicht. Denn niemand zwingt einen, sie anzunehmen.

Demgegenüber stehen die Aussagen zahlreicher Frauen, die sich in den sozialen Netzwerken zu diesem Thema Luft verschaffen. Alle sind sich dabei einig: Sie würden kaum noch seriöse Zimmerangebote bekommen. Sex sei inzwischen eine Währung und die persönliche Notsituation zum Druckmittel geworden.

Alex und Laura haben mittlerweile übrigens beide Wohngemeinschaften ohne unmoralische Auflagen gefunden, in denen sie sich wohlfühlen.


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