Ist Tantra auch etwas für mich?

Tantra ist ausschließlich etwas für spirituelle Menschen? Nein, denn es bringt auf leichte Weise mehr Sinnlichkeit in jede Beziehung, weil es die Achtsamkeit schult. Ein Zwiegespräch von Bianka Echtermeyer

Ehrlich gesagt, klingt Tantra nach einer Mischung aus Batikladen und Saunaclub …

Nein, nein, keine Angst. Da können wir Sie beruhigen. Beim Tantra geht es nicht darum, dass ein Haufen Menschen gleichzeitig Sex hat, während in der Mitte des Raumes Räucherstäbchen qualmen.

Worum geht es denn dann?

Tantra ist eine Erkenntnislehre, eine Lebensweisheit, die sehr viel mit Achtsamkeit zu tun hat. Darüber, wie wir mit uns und mit anderen umgehen. Was wir jetzt in diesem Augenblick wahrnehmen. Welche Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke auf uns einströmen. Und das alles darf man erst einmal akzeptieren, ohne es zu bewerten. Denn was wir denken und was wir fühlen, hat einen Grund, warum es da ist. Damit wir es sehen.

Ach so, Achtsamkeit. Das ist ja harmlos, das hat ja wirklich nichts mit Sex zu tun …

Na, beim Sex nehmen wir ja auch wahr.

Wie? Jetzt doch Sex?

Wir trennen leider Körper und Geist viel zu oft. Dabei rattert doch nicht nur unser Kopf den ganzen Tag, sondern wir haben auch einen Körper, den wir permanent spüren. Achtsamkeit bedeutet, diesen Körper miteinzubeziehen. Wie sich unsere Haut, unsere Füße, unsere Hände, unser Nacken, unsere Brust oder unser Bauch gerade anfühlen. Und wonach sich unser Körper sehnt. Tantra schult die Achtsamkeit auf die Gedanken und den Blick auf den eigenen Körper. Und das schließt die Lust auf Berührung und Sex mit ein. Erregung ist zum Beispiel eine sehr starke Empfindung, bei der wir automatisch sehr achtsam sind.

Und wie hilft das jetzt meiner Beziehung?

Wer achtsam mit sich und seinem Körper umgehen kann, kann das auch auf die Beziehung übertragen. Wie oft erwischen wir uns denn dabei, den Partner zu bewerten. Warum hast du dies, warum hast du das getan? Das ist ganz natürlich, aber eben nicht achtsam. Ein anderer Weg wäre, erst einmal wahrzunehmen, wie es dem anderen geht. Ist er angespannt? Hektisch oder glücklich?

Und dann soll ich auf seine Wünsche eingehen?

Das wäre ja wieder eine Bewertung. Man könnte ja den anderen erst einmal fragen, was er gern hätte. Und dabei sollte man natürlich seine eigenen Wünsche nicht vergessen, die sind ja genauso wichtig.

Und das Ganze funktioniert auch beim Sex?

Ja, genau. Wobei man beim Tantra lernt, sich gegenseitig zu berühren, ohne gleich auf die typische Jagd nach dem Orgasmus zu gehen. Das kann man zum Beispiel tun, in dem man sich gegenseitig mit Öl massiert, mit Federn streichelt und dabei immer im engem Hautkontakt mit dem anderen bleibt. Es ist nicht entscheidend, dass man „kommt“. Es ist wichtig, dass man den anderen spürt. Wobei immer der eine berührt und der andere empfängt. Körperkontakt schweißt sowieso zusammen – auch im Alltag. Und wenn er ohne Druck passiert, ist er umso schöner.


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