Beim Sex wie abwesend: Über Sexsomnie und den Einfluss der Pornoindustrie

Neulich habe ich auf Instagram einen Post von einem Mann gelesen, der selbst zugab, wie arg er durch die Pornoindustrie in seiner Sexualität beeinflusst wurde und dadurch unter enormen Leistungs- sowie Orgasmusdruck geraten war. Auch er fühlte sich abwesend und stumpf und erzählte davon, wie er Sex für sich überhaupt erst wieder neu entdecken musste. Daraufhin startete ich auf meinem Instagram-Profil einen Aufruf. Ich wollte wissen, was meine Abonnenten als erfüllenden Sex erachten und auch, wie sehr sie in ihrem Sexleben von der Pornoindustrie beeinflusst worden sind. Die Reaktionen darauf deckten eine große Bandbreite an Meinungen ab. Die meisten Reaktionen gingen in die Richtung, dass sie Verbundenheit, echte Nähe und Zuneigung, sich beim Sex wirklich aufeinander einzulassen, am meisten schätzen würden. Gleichzeitig erzählten mir viele, wie sie sich oft von ihrem Partner unter Druck gesetzt fühlten, dieses oder jenes „wie im Porno“ zu machen und dass sie sich danach sehnen würden, dass ihr Partner sie und ihre Bedürfnisse überhaupt mal wieder wahr- und ernstnehmen würde. Sie erzählten mir, wie abgestumpft sie ihren Partner erlebten, der durch den Pornokonsum immer weniger im Moment und immer mehr in den eigenen Fantasien leben würde. Sie sehnten sich danach, dass ihr Partner wieder bei ihnen im Moment ist – wach und voller Aufmerksamkeit.

Es braucht mehr Achtsamkeit beim Sex

Ich glaube zwischen Menschen, die in ihrem Kopf wo ganz anders sind, und Menschen, die im Schlaf sexuelle Handlungen vollziehen, ist nicht so viel Unterschied. Vielleicht noch der, dass man das eine als Krankheit definieren und den Betroffenen bemitleiden bzw. ihm eine Therapie anbieten kann, während der andere sich im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten wissentlich dafür entscheidet so abwesend und wie in einer Trance zu agieren.

Tatsächlich braucht es, wie in so vielen anderen Lebensbereichen auch, mehr Achtsamkeit beim Sex. Aber wie vermittelt man das dem eigenen Partner, der vom Pornosex so angeturnt ist, dass er sich auf gar nichts anderes mehr einlassen kann und möchte. Ich kann Ihnen dabei empfehlen, Ihrem Partner radikal ehrlich zu sagen, was Sie empfinden, denken, wollen und brauchen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie miteinander schlafen? Wie erleben Sie die Situation? Was geht in Ihnen vor und wie kommt sein Verhalten bei Ihnen an?

Bleiben Sie einfach bei sich und fordern Sie nichts von Ihrem Partner. Es reicht, wenn Sie kommunizieren, was sie wollen, damit Ihr Gegenüber einen Schritt auf Sie zu machen kann. Wenn Ihr Partner die Beziehung zu Ihnen wirklich will, wird ihn das nicht kalt lassen. Ein Mensch, der sein Leben wirklich mit Ihnen teilen will, möchte Sie nicht leiden sehen. Er wird seinen Arsch hochbekommen und sich zumindest um Kompromisse bemühen bzw. Ihnen anbieten, sich in Ihre Richtung zu bewegen, statt nur zu erwarten, dass Sie das tun, was er will. Lehnt Ihr Partner das ab, steht es Ihnen jederzeit frei zu gehen und sich einen Menschen zu suchen, der Ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Und um diesen zu finden, ist der erste Schritt oftmals, dass Sie lernen, Ihre eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und diese zu verteidigen. Vielleicht fangen Sie einfach direkt heute damit an und sagen Ihrem Partner, was Sie wirklich brauchen, um ein erfülltes Sexleben zu leben. Nur dann haben Sie die Chance, dass dieser sich ein Herz nimmt und Ihnen genau das gibt.


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