Zuckersüße Zweisamkeit – Diabetes in der Partnerschaft

Wenn mein Freund im Fall der Fälle Traubenzucker griffbereit hat oder ich sogar einen eigens gebunkerten Vorrat in seiner Wohnung entdecke, finde ich das sehr aufmerksam. Vielleicht steht sogar direkt am Bett eine Flasche Apfelsaft. Denn Unterzuckerungen können immer und überall passieren, auch und gerade bei körperlicher Bewegung – wenn es also beispielsweise im Schlafzimmer heiß hergeht. Da hilft es, die Situation mit Humor zu nehmen: „Schatz, kurze Werbeunterbrechung – ich brauche einen Energienachschub!“ Überhaupt profitieren beide von einem unverkrampften Umgang: Ich trage etwa eine Patch-Insulinpume, also ein kleines Kästchen, das am Körper klebt, sowie einen Sensor am Oberarm, mit dem ich via Handy-Scan meinen Blutzucker messen kann. Diese Geräte kleben immer mal wieder woanders, so dass sich die tastende Suche des Partners nach der aktuellen Sitzposition zum Beispiel direkt zum Vorspiel eignet …

Im (Beziehungs-)Alltag nimmt der Diabetes erfahrungsgemäß wenig Raum ein. Geschulte Diabetiker schätzen ihre Kohlenhydrate bei den Mahlzeiten selbstständig ein und steuern auch ihre Therapie im Selbstmanagement. Dank moderner Behandlungen darf man als Typ-1-Diabetiker im Jahr 2017 übrigens theoretisch auch alles essen. (Theoretisch, weil sich bestimmte Nahrungsmittel oder regelmäßige Essenszeiten einfach besser auf den Blutzuckerverlauf auswirken.)

Mein persönliches Fazit lautet daher: Interesse am Diabetes des Partners zeigen – ja! Im Notfall Bescheid wissen – unbedingt! Und ansonsten: bitte dem anderen vertrauen, dass er seinen Zucker selbst managen kann, das Thema daher nicht wichtiger nehmen, als es sein sollte und gemeinsam die schönen Dinge des Lebens zu zweit genießen. Eis essen an der Hamburger Alster zum Beispiel. Eine Kugel hat übrigens etwa 15 Gramm Kohlenhydrate …

In aller Kürze:

Es gibt circa sechs Millionen Diabetiker in Deutschland, davon rund 95 Prozent mit dem genetisch bedingten „Typ-2-Diabetes“ („Altersdiabetes“), bei dem der Körper zwar Insulin produziert, das aber – oftmals aufgrund schlechter Ernährung und mangelnder Bewegung – nicht richtig arbeitet, so dass mit einer Ernährungsumstellung, Tabletten und ggf. auch mit Insulin nachgeholfen werden muss. Typ-1-Diabetes (Ursachen bis heute nicht eindeutig geklärt) ist dagegen eine Auto-Immunerkrankung, bei der der Körper keinerlei Insulin mehr produziert, so dass kontinuierlich das überlebenswichtige Hormon gespritzt werden muss. Insulin senkt den Blutzucker, Kohlenhydrate lassen ihn steigen. Bei einem Gesunden regelt das die Bauchspeicheldrüse automatisch, ein Diabetiker muss seinen Blutzucker in einem täglichen Balance-Akt selbst im Normbereich halten und dafür Kohlenhydrate und die verabreichte Insulinmenge abschätzen.


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