Wenn SIE die Schönheits-OP nur für IHN macht

Die Wahrheit: Es geht um die Beziehung

Seit einem halben Jahr hängen Anna und Gregor an diesem Thema, es wabert in alle Bereiche ihres Lebens, es beeinflusst die Sexualität und es beeinflusst die Harmonie im Alltag. Anna wünscht sich nichts mehr, als dass Gregor ihr das Gefühl gibt, dass er sie um ihrer selbst willen liebt und begehrt, dass sie sich nicht für ihn verändern muss. Das Kind ist in dem Moment in den Brunnen gefallen als Gregor ihr gesagt hat, dass er für die OP ist, dass er sogar versucht hat, Anna zu überreden, das ist ihre Wahrnehmung.

Der Haussegen hängt derart schief bei Anna und Gregor, dass sie gemeinsam entschieden haben, sich Unterstützung bei einem Paartherapeuten zu holen. Schon in der ersten Stunde kommt ans Licht: Anna hat immense Angst vorm Älterwerden, gerade weil sie als besonders attraktive Frau noch „mehr“ zu verlieren hat, das meint sie insgeheim – und weil sie sich über viele Jahre hin vor allem über ihre weibliche Reize definiert hat. Das war auch ihr Ding, nicht ausschließlich das von Gregor. Und in ihr sitzt schon ein Stachel, der aus den Jahren der Ehe stammt, in denen sie „nur“ Hausfrau und Mutter und eben die schicke Frau an Gregors Seite war. Anna vermutete, dass bei Gregor manches unbewusst abläuft, sie erkennt nun: Das ist bei ihr ebenfalls der Fall. Sie muss sich ihren eigenen Ängsten stellen, und Gregor und sie müssen ihre Beziehung neu definieren jetzt, wo sie in eine andere Phase ihre Liebe eintreten, wo Anna wieder arbeitet, ihre Identität neu erfindet.

„In der Tat hat der Streit um die Bauch-OP eine gewisse Stellvertreterfunktion, ich lag mit meiner Intuition richtig“ sagt Anna. „Es hat sich eben nicht nur äußerlich etwas verändert, mein Aussehen, auch mein Selbstverständnis hat sich verändert, unsere Beziehung wird sich verändern, dass ich angefangen habe, wieder zu arbeiten, das ist erst der Anfang. Und ich werde älter werden, Gregor auch, es wird nicht dabei bleiben, dass ich einen Bauch habe, vielleicht kriegt Gregor auch einen.

Wir als Einzelmenschen und wir als Paar verändern uns. Was über allem steht: Gregor und ich, wir lieben uns. Wir haben uns schon nach der ersten Stunde beim Therapeuten in den Armen gelegen und uns gefragt, was machen wir hier eigentlich, was haben wir sechs Monate lang gemacht? Sind wir verrückt? Wir trampeln auf unserer Liebe herum, anstatt sie zu pflegen und zu hegen. Unser Thema ist die Veränderung, das allerdings in der Tiefe unserer Beziehung, nicht an der Oberfläche, was Aussehen angeht. Was die Veränderung meines Bauchs angeht: Die OP ist noch ein Thema, aber es steht fest: Lasse ich sie machen, dann, weil ich es will.“

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