Wenn der Partner spielsüchtig ist

Neben den harten negativen Fakten des sozialen Absturzes sind insbesondere Partnerschaften durch das Ausmaß der zum Teil sehr ausgeklügelten Lügengebäude und Vertuschungsaktionen schwer belastet. Oft wird das pathologische Verhalten vor den Partnern über Monate oder gar Jahre verborgen gehalten und erst massive Einbrüche der Realität (z.B. Verlust des Wohneigentums, Inhaftierung des Glücksspielsüchtigen oder dessen emotionaler Zusammenbruch) führen zur Aufdeckung. Es ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, wie ein derartiger Verlust an Vertrauen oft dennoch nicht dazu führt, dass der geliebte Partner verlassen wird.

Dieses Phänomen wird seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts vor allem in Selbsthilfegruppen unter dem Begriff der „Co-Abhängigkeit“ beschrieben und meint im Kern die Abhängigkeit und Suchtentwicklung des Betroffenen unterstützendes Verhalten des Partners. Problematisch wird dieser Begriff, wenn damit eine Verantwortungszuschreibung verbunden ist und sich der Fokus vom eigentlich Kranken auf den Angehörigen verschiebt, der als derjenige beschrieben wird, der sich nicht abgrenzen kann, es allen recht machen will und es braucht, gebraucht zu werden. Tatsächlich ist es jedoch so, dass Angehörige von Spielsüchtigen unter großem Stress stehen und die immense Belastung möglicherweise auch bei ihnen zu psychischen Symptomen führt, die jedoch weniger Ursache als vielmehr Reaktion auf die Erkrankung des geliebten Partners ist.

Was Sie als Partner eines Spielsüchtigen tun können

Leider geht es oft auch um die Existenzsicherung der Familie, die z.B. die Ehefrau des Glücksspielers dazu bewegt, ihn immer wieder beim Arbeitgeber zu entschuldigen.

Als Partner oder Partnerin muss Ihnen jedoch klar sein, dass Sie die Erkrankung nicht behandeln können und dass Sie alle unbedingt therapeutische Hilfe benötigen. Sowohl der Erkrankte selbst als auch Ihre ganze Familie wird Unterstützung brauchen, wenn Sie den steinigen Weg aus der Spielsucht finden und Ihre Beziehung und Familie „retten“ wollen. Und selbst mit therapeutischer Unterstützung ist der Erfolg nicht garantiert.

In jedem Fall wird es nicht damit getan sein, die Schulden und finanziellen Probleme aus dem Weg zu schaffen. Es wird Angehörigen sogar dringend davon abgeraten, Bürgschaften zu übernehmen oder Schulden zu tilgen, weil sie damit nur den glücksspielsüchtigen Anteil ihres Partners unterstützen. Es befreit ihn nicht von seinem Drang, weiter zu spielen, sondern legitimiert ganz im Gegenteil noch die Fortsetzung. Ebenfalls nicht ratsam ist, die Vertuschung und Verheimlichung vor dem sozialen Umfeld zu unterstützen. Es wird nicht möglich sein, Ihren süchtigen Partner ständig zu kontrollieren und zu überwachen, auch wenn Sie sich der Hoffnung hingeben, Sie könnten ihn damit vom Glücksspiel abhalten und Ihr eigenes Misstrauen und Ihre Ängste klein halten. Akzeptieren Sie Ihren Vertrauensverlust und lassen Sie sich nicht im Sinne seiner Sucht „einspannen“. Seien Sie konsequent und bleiben Sie bei sich. Es führt zu nichts, wenn Sie androhen sich zu trennen, sollte Ihr Partner wieder spielen, es dann aber nicht zu tun. Eine wöchentliche Auszugsankündigung ohne konsequente Umsetzung ist nicht besser als das ständige Versprechen Ihres Partners, er würde sich ändern und jetzt endlich aufhören.


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