Was Sie wissen müssen, um eine erfüllende Beziehung zu führen

Zweisamkeit wünschen wir uns doch alle. Erfolgsautorin und Psychologin Lena Kornyeyeva beschreibt wie wir die Liebe wiederfinden können. Ein Buchauszug

Sich selbst akzeptieren

Ihre Neigungen, Wünsche und Vorstellungen, Ihre Schrullen und Verrücktheiten: Akzeptieren Sie alles, was Ihre Identität ausmacht! Viele Beziehungen gehen allein dadurch kaputt, dass ein Partner sich nicht annehmen kann. Wer sich nicht selbst akzeptiert, sucht eine Bestätigung für seine Schwächen – und zweifelt dann am Lob und den Streicheleinheiten des Gegenübers. Wer sich nicht selbst akzeptiert, wird auch kaum in der Lage sein, den Partner zu akzeptieren. Zu sehr besteht die Identität eines Jeden aus »Ich« und den »anderen«. Wer an sich zweifelt, der überträgt das nagende In-Frage-stellen automatisch auch auf den anderen.

Akzeptieren Sie alle Ihre Seiten, lernen Sie aber vor allem Ihre positiven Seiten zu schätzen. Jeder Mensch besteht aus einem Mix unterschiedlicher Eigenschaften – und niemand kann nur objektiv perfekte Merkmale und Wesenszüge vorweisen. Wenn Sie sich selbst realistisch sehen, dann erkennen Sie womöglich, dass Ihre Schwächen nicht so dramatisch sind, dass aber Ihre Stärken von Ihrem Partner als ein einzigartiger Schatz wahrgenommen werden. Letztlich geht es bei einem Paar nur um die Kompatibilität der Partner, nicht um die Idealität des Einzelnen.

Sie sind die Hauptperson

Meine Patienten sagen mir häufig, dass ihnen ihr Partner Egoismus vorwirft, dass sie aber nicht egoistisch wirken wollen. Sie vermeiden dann jede Handlung und jede Aussage, die egoistisch aussehen könnte. Andere erklären, dass sie für ihren Partner alles Erdenkliche machen würden. Aber auf sich selbst achten sie zuletzt.

Befreien Sie sich von in der Kindheit verinnerlichten Vorstellungen, wie »Du darfst nicht im Mittelpunkt stehen«, »Du darfst nicht nur an dich denken«, »Du sollst dich nicht nach vorne drängen …« Das sind unsinnige Verbote, die den Menschen in seiner Entwicklung blockieren und ihn steuerbar, ja unglücklich machen. Die Angst, womöglich als Egoist zu erscheinen, hält viele Menschen von der Erfüllung ihrer Bedürfnisse ab. Wer aber kann Ihre Wünsche verwirklichen, wenn nicht Sie selbst? Egoismus heißt übersetzt: An sich selbst denken, für sich selbst zuständig sein. Denken Sie an sich selbst – das muss nicht auf die Kosten des anderen sein, im Gegenteil.

Vergessen Sie alte Beziehungen

Konzentrieren Sie sich auf das Hier und Jetzt. Es ist nicht produktiv, frühere, negative oder idealisiert-positive Erfahrungen auf den aktuellen Partner zu übertragen. Eine unbewusste Angst vor der Katastrophe (mit der womöglich eine vorausgegangene Beziehung geendet hat) führt meist sicher zur – Katastrophe.

Manche Partner bekommen ihre vorausgegangenen Erfahrungen nicht aus dem Kopf und übertragen deren scheinbare Zwangsläufigkeit auf die aktuelle Partnerschaft. Schnell rutschen sie durch diese selbsterfüllende Prophezeiung beispielsweise in eine Opferrolle: Mir geschieht ja immer dieses Unglück … Oder sie projizieren ihre alten Vorstellungen und Vorurteile auf den Partner, vergleichen ihn mit einem idealisierten Vorgänger, ohne dass dieser das verdient hätte. Wer so denkt und handelt, der legt über individuelle Menschen und Beziehungen eine Schablone, die keinem von beiden gerecht wird. Ihr Partner ist nicht verantwortlich für die Vergangenheit. Und auch Sie sind nicht mehr das Kind, das einst den Eltern ausgeliefert war: Sie haben jede erdenkliche Freiheit und Macht, die aktuelle Situation nach den aktuellen Erfordernissen neu zu klären.

Erforschen Sie die Erwartungen Ihres Partners

Manche Menschen leben in einer Partnerschaft, ohne zu wissen, was der Partner tief in seinem Inneren wünscht. Dabei sind unerfüllte Bedürfnisse häufig die Ursache für Probleme oder Streit in einer Partnerschaft. Um besser zusammenzuleben und zukünftige Konflikte zu vermeiden, sollte man die Bedürfnisse des Partners möglichst genau kennen. Viele Menschen haben jedoch Hemmungen, ihre Erwartungen in klare Worte zu fassen, und flüchten sich in Allgemeinplätze. Manch einer ist sich der eigenen Wünsche vielleicht gar nicht richtig bewusst und kann sie deshalb nur unzureichend formulieren.

Geben Sie sich nicht mit halben und unbefriedigenden Antworten und Erklärungen Ihres Partners zufrieden. Sie müssen wissen, was er wünscht und will. Sie müssen wissen, was ihn glücklich macht und was nicht. Ermuntern sie ihn, seine Erwartungshaltung genau zu formulieren.

Motivieren statt manipulieren

Manipulieren bedeutet, den anderen bewusst oder unbewusst zu täuschen. Man benutzt eine Strategie, die dem Gegenüber nicht transparent ist, die es überrumpeln soll. Motivieren bedeutet, den anderen unter klaren Bedingungen zu ermutigen, etwas zu tun. Er bekommt die Rolle eines gleichgestellten Partners und macht freiwillig das, was Sie von ihm wünschen. In der Regel greifen gerade die Menschen, die nicht an sich glauben oder die unzufrieden sind, zum Mittel der Manipulation – bewusst oder unbewusst. Sie arbeiten mit seelischem Druck oder erzeugen künstlich ein Schuldgefühl beim Gegenüber. Die Menschen hingegen, die selbstbewusst sind und genug Selbstakzeptanz und innere Freiheit besitzen, sind in der Lage, den Partner zu motivieren und eine paritätische Partnerschaft aufzubauen, in der beide Seiten zufrieden sind.

Der Unterschied zwischen Manipulation und Motivation ist der Grad der Offenheit. Je mehr Offenheit und Transparenz, je weniger Ängste in einer Beziehung herrschen, umso entspannter, angenehmer und dauerhafter kann sie sich gestalten.

Bestätigen Sie Ihren Partner in seiner Bedeutung

Stellen Sie Ihren Partner auf einen imaginären Marmorsockel. Alle Menschen sehnen sich danach, einzigartig zu sein. Die Anerkennung der Bedeutung des anderen ist ein Schlüssel zu einer glücklichen Beziehung. Solange der Partner von Ihnen die Anerkennung bekommt, die er sich sehnlichst wünscht, wird er kein Verlangen entwickeln, sich diese Bestätigung woanders zu holen. Tatsächlich verabschieden sich Partner meist dann aus einer Beziehung, wenn sie eine neue und bessere Quelle für ihre Bedeutungsbestätigung gefunden haben. Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihrem Partner nie sagen, wie gewünscht, attraktiv, toll, einzigartig und wichtig er ist, riskieren Sie früher oder später die Beziehung.

Die Single-Falle_Cover
Lena Kornyeyeva:
“Die Single-Falle – Frauen und Männer in Zeiten der Selbstverwirklichung”
ISBN: 978-3-453-26997-2
€ 14,99
erhältlich im Heyne Verlag

Weitere interessante Beiträge