Emotionale Abhängigkeit: Sind Sie betroffen?

Wie kann ich mich aus der emotionalen Abhängigkeit lösen?

Verlustangst ist schmerzhaft. Oft ist sie ein Zeichen eines ängstlichen Bindungsverhaltens. Ein ängstlicher Bindungsstil wird meist in der frühen Kindheit geprägt. Er zeichnet sich beispielsweise durch die Überzeugung aus, Liebe erst verdienen zu müssen. Gleichzeitig herrscht der Gedanke vor, dass nur Liebe glücklich machen kann und dass in einer Beziehung zu leben, überhaupt erst das Leben lebenswert macht.

Die Mühe um die Liebe auf der einen Seite und die Abhängigkeit von Liebe und Anerkennung auf der anderen, quält die Betroffenen ununterbrochen. Sie fühlen sich immer, als würde ihnen etwas fehlen. Manchmal geht das soweit, dass selbst wenn Sie von Ihrem Partner Zuneigung erfahren, diese nicht wertschätzen oder nicht glauben können. Deshalb hat emotionale Abhängigkeit viel mit Selbstwert zu tun. Je niedriger das Selbstwertgefühl, umso eher neigt man dazu, den Partner für das eigene Glück und die eigene Sicherheit in allen Lebenslagen verantwortlich zu machen. Eine Person, die so wichtig erscheint, wird dann häufig manipuliert, es wird versucht, sie zu ändern und anzupassen und sie zu kontrollieren.

In Beziehungen befürchtet der emotional Abhängige, ohne den anderen hilflos zu sein. „Du bist alles, was ich habe“, ist leider kein Zeichen von Liebe, sondern ein Hilferuf. Der Partner soll eine Leere füllen, die man spürt, weil man mit sich selbst – und seiner Rolle im Leben – nicht im Reinen ist.

Dieses Leiden lässt sich nicht wegdiskutieren und auch nicht weglesen oder weggrübeln. Als erster Schritt ist jede Erkenntnis gut, doch die wenigsten Betroffenen werden alleine durch sie plötzlich „geheilt“. Das Loslassen von Verlustängsten ist meist ein Prozess, der nur mit externer Hilfe möglich ist. Denn die Ursachen liegen in frühkindlichen Prägungen, in der eigenen Haltung gegenüber dem „Inneren Kind“ und möglichen schweren Verletzungen des Selbstwertgefühls.

Psychologische oder therapeutische Begleitung: Eine Psychotherapie oder beispielsweise gestalttherapeutische Gespräche können emotionale Abhängigkeiten lösen. Unverzichtbar ist, den Blick zuzulassen, dass man sich nicht nur besonders eng mit dem Partner verbunden fühlt, sondern dass man in einer Abhängigkeit lebt, die verhindert, dass man tatsächlich freibestimmt glücklich sein kann. Nur so werden Betroffene frei, sich für eine neue Beziehung zu öffnen – mit einem autonomen und reifen Partner, der sie ganz freiwillig unterstützt.


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