Die ganz spezielle Dreiecks-Beziehung: wenn Eltern mitmischen

Vielsagende Blicke, hochgezogene Augenbrauen – oder sogar offene Feindseligkeit. Mögen Eltern unseren Partner nicht, leidet die Liebe. Aber meist vor allem die zur Familie. Denn es gibt Gründe, warum wir uns jemanden aussuchen. Aber eben auch Motive, warum Eltern oft etwas auszusetzen haben…

„Ist das dein Ernst?!“, nachdem meine Mutter meinem Freund Marvin zum ersten Mal begegnet war, hätte sie diesen Satz später am Telefon nicht mehr aussprechen müssen. Ihr erster Blick auf ihn sprach für mich Bände: „Was, dieser dumpfbackige, komische Vogel soll es jetzt sein? Machst du Witze?“. Reden wir nicht darüber, dass der Vogel natürlich ihren Erwartungen voll gerecht wurde – und mich wenige Monate später stumpf abservierte. Mich – ihre schlaue, schöne, starke Tochter. Trotzdem: In diesem Moment hatte sie mit ihren Bedenken keine Chance. Ich war blind, vor Liebe. Und das war auch gut so.

Unsere Eltern versuchen uns beizubringen, was gut und richtig ist – und was schlecht und falsch. Aber sobald man sein Leben in die eigene Hand genommen hat, ist es eben – das eigene Leben. Und wenn Mama oder Papa sich weiter zum Korrektiv aufspielen, dann provoziert das massiven Widerstand. Denn es signalisiert: Du bist immer noch nicht in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Doch warum können gerade in Liebesdingen viele ihre Kinder so schwer loslassen?

 Der ideale Partner? Für Eltern sieht er anders aus!

Auf der Suche nach Antworten darauf befragte die US-Psychologin Carin Perilloux Eltern und deren Kinder im Studentenalter danach, was den perfekten Partner ausmacht. Surprise, surprise: Es gab wenig Übereinstimmungen. Während Mama und Papa vor allem Wert darauf legten, dass ein Partner dem eigenen Kind charakterlich ähnelt, schien den Studenten dieser Punkt unerheblich. Viele fanden eine gegensätzliche Persönlichkeit sogar anziehend, und eventuelle Unterschiede spannend. Während Eltern die Schwiegertochter oder den Schwiegersohn in spe gern freundlich, gesund und gebildet hätten – vor allem für Ihre Töchter –, flogen ihre Kinder vor allem auf attraktive und aufregende Persönlichkeiten. Eigenschaften, die bei den befragten Eltern wiederum weit unten rangierten.

Sie wollen wirklich nur unser Bestes

Die US-Forscherin weiß, wie es zu den unterschiedlichen Vorstellungen kommt: Aus Sicht der Eltern habe Priorität, nur einen charakterlich ähnlichen, erfolgreichen und gesunden Partner für das Kind zu akzeptieren. Für sie sei wichtig, ihr Erbmaterial in eine stabile und langfristige Beziehung eingebracht zu wissen, so die Evolutionspsychologin. Genauso erkläre sich der Wunsch der Kinder nach einem attraktiven Partner mit einer facettenreichen Persönlichkeit aber auch evolutionsbiologisch. Körperliche Attraktivität spricht für gutes Erbmaterial, und auch die Kombination unterschiedlicher Charaktereigenschaften macht Sinn, um dem eigenen „Stamm“ ein breiteres Spektrum an Charakterzügen und Eigenschaften für den potentiellen Nachwuchs zu sichern. So gesehen, wäre also selbst Marvin eine genetische Topbesetzung gewesen. Trotzdem – Evolutionsinstinkte hin oder her – die Erfahrung, dass über die Langstrecke vielleicht doch eher Verständnis und Ähnlichkeit Sinn machen, muss immer noch jeder selber machen. Das können und dürfen unsere Eltern uns nicht abnehmen. Egal, wie gut sie es meinen. Und das sollten wir ihnen klarmachen.

 Guter Rat? In Sachen Liebe nicht gefragt

Ob Mama nun die Nase der Liebsten nicht passt oder ob Papa ein Problem mit dem Alter des neuen Freundes hat – sie tun besser daran, zu akzeptieren, dass es schlicht nicht ihr Einzugsbereich ist. Gelassenheit lautet darum das erste Gebot im Umgang mit vermeintlich „falschen“ Liebesentscheidungen. Denn sobald Eltern Einfluss auf die Partnerwahl ihrer Söhne und Töchter nehmen wollen oder ihnen die Liebe sogar ausreden möchten, gefährden sie ihre Beziehung zu eben jenen. Oder, noch schlimmer: verleiten zum Trotz, und lassen uns an Beziehungen festhalten, die wir eigentlich nicht mal selber als optimal empfinden…


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