Beziehungsnostalgie: War am Anfang wirklich alles besser?

Warum Veränderung in der Liebe nicht die Lizenz zum Scheitern ist – sondern womöglich der Schlüssel zum dauerhaften Glück

Wenn man frisch getrennte Personen fragt, warum ihre langjährige Beziehung in die Brüche gegangen ist – was ist wohl die meistgenannte Antwort? Meistens klingt sie so oder zumindest sehr ähnlich: Er oder sie war am Ende nicht mehr die Person, in die ich mich damals verliebt habe. Er oder sie hat sich verändert, ich habe mich verändert, wir sind heute beide andere Menschen als noch vor ein paar Jahren. Wir haben uns einfach auseinandergelebt. Na gut, manchmal kommen vielleicht noch ein paar unschöne Begleiterscheinungen hinzu. Doch auch ein Seitensprung oder gar eine andauernde Affäre führen letztlich auf den gleichen vermeintlichen Übeltäter zurück: die Veränderung.

Leben ist Veränderung

Die Veränderung wird ständig für alles verantwortlich gemacht. Man verliebt sich und erwartet unterbewusst, dass der andere von jetzt an für immer genau so bleibt – mit all seinen überwältigenden guten und den verkraftbaren schlechteren Seiten. Dabei vergisst man gern, dass Menschen nicht als fertige Produkte auf die Welt kommen und sie im gleichen Zustand auch wieder verlassen. Wir sind allemal Bausätze, die sich jeden Tag ein bisschen verformen, mal hier und mal da lang wachsen, und sich bis ans Lebensende in einem Prozess befinden. Veränderung ist Leben in seiner reinsten Form.

Die Veränderung des Einzelnen – und wie man sie meistert

Das Beziehungsgleichgewicht von einst gerät meist ins Wanken, sobald sich ein Partner allein in eine neue Richtung orientiert, ohne den anderen mitzunehmen. Das muss natürlich nicht heißen, dass in einer Partnerschaft kein Raum für individuelles Leben des Einzelnen bleiben darf – ganz im Gegenteil! Diese Eigenständigkeit ist sogar sehr wichtig für die eigene Entwicklung und diejenige als Paar. Ob Hobbys, berufliche Herausforderungen oder langjährige Freundschaften: Im Idealfall schafft man sich zwar seine eigenen kleinen Räume und Ziele, lässt den Partner aber in Gesprächen daran teilhaben, so dass er immer in alles mit einbezogen ist, was man persönlich durchlebt. Andersherum gilt das natürlich genauso. Nur mit dieser Balance kann jeder für sich stetig seinen Horizont erweitern und persönliche Veränderungsprozesse durchleben, ohne sich dabei schleichend vom anderen zu entfernen.


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