Alles auf die Zwölf!

Laut einer neuen Studie geht ein Großteil der Beziehungen innerhalb der ersten zwölf Monate in die Brüche. Und die gute Nachricht: Wer das erste Jahr übersteht, hat beste Aussichten auf die Langzeit-Liebe

Soll man Mitleid haben oder neidisch werden? Frisch Verliebte kommen mit weniger als drei Stunden Schlaf aus, trotzdem haben sie dieses Leuchten in den Augen und ein Dauergrinsen im Gesicht. Schon Platon wusste: „Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit.“ Und wer ist schuld? Natürlich die Hormone! Der Körper produziert Dopamin im Überfluss, den auch als „Glückshormon“ bekannten Neurotransmitter. Hirnforscher fanden heraus, dass bei Verliebten die gleichen Hirnregionen wie bei Suchtkranken aktiv sind. Sie befinden sich im Dauerrausch und brauchen ihre „Droge“: den Partner. Zusätzlich stößt der Körper mehr Adrenalin und Cortisol aus. Diese Stresshormone machen wach, aktiv und impulsiv. Offenbar erschweren sie auch das vernünftige Denken: nachts barfuß auf die Straße rennen, um der neuen Flamme den zehnten Abschiedskuss zu geben? Ein Liebeslied laut im Bus grölen? Oder die Hauswand hochkraxeln, um die Geliebte auf dem Balkon zu überraschen? Verliebten ist nichts mehr peinlich.

„Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit“

Klar, dass dieses hohe Niveau an Aufregungen nicht lange gehalten werden kann. Die ganz große Verliebtheit und der Hormonrausch nehmen nach etwa 100 Tagen ab. Danach beginnt die wahre Probezeit der Liebe. Der Alltag kehrt ein – und daran scheitert ein Großteil der verliebten Paare. 60 Prozent aller Beziehungen gehen während der ersten zwölf Monate in die Brüche! Das fand der Soziologe Michael Rosenfeld von der Stanford University heraus, der seit 2009 das Beziehungsverhalten von über 3.000 Männern und Frauen untersucht. Dass nur 40 Prozent der Paare das erste Jahr überstehen, klingt zunächst erschütternd. Doch Michael Rosenfelds Studie enthält auch optimistische Erkenntnisse. Denn: wer einmal die Zwölf-Monats-Hürde schafft, hat prima Chancen, langfristig mit dem Partner zusammenzubleiben! Im weiteren Verlauf sinkt das Trennungsrisiko jedes Jahr um zehn Prozent. Bei Paaren, die das fünfjährige Jubiläum schaffen, liegt das Risiko einer Trennung nur noch bei 20 Prozent − übrigens unabhängig davon, ob es sich um hetero- oder homosexuelle Partnerschaften handelt. Allein der Zeitfaktor stabilisiert offenbar Beziehungen: „Je länger ein Paar zusammenbleibt, desto mehr Hürden überwinden sie, desto mehr Zeit und Aufwand haben sie in ihre Beziehung gesteckt und desto mehr sind sie miteinander verbunden“, so das Fazit des Studienleiters Michael Rosenfeld.


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