Abschied von meinem Bett

Es ist ein bisschen so, als würde sich mein Bett mit mir unterhalten

Es waren meine Liebsten, die die erste Dübel herausbrachen und Schrauben so weit drehten, bis sie im Holz keinen Halt mehr fanden. Mein Bett war schon immer ein Bild meiner selbst. Nach dem erneuten Aufbau waren ein paar Schrauben locker und einige Teile blieben übrig, weil keiner so richtig wusste, wohin damit. Am Ende stand ein Gerüst, welches zwar nach außen hin stabil wirkte, aber bei jeder kleinen Bewegung ein quietschendes Kreischen von sich gab. Es war dieses Geräusch, das die Stille meiner einsamen Single-Nächte durchbrach. Ein bisschen so, als wäre ich nicht ganz allein, als würde mein Bett sich in gewisser Weise mit mir unterhalten.

Der Mann, dem ich gerne eine Rolle als Handwerker angeboten hätte

So wie sich daraufhin mein Leben langsam stabilisierte, passte sich auch mein Schlafgemach den Umständen an. Es war ein ziemlich wilder Schauspieler, der meiner wackeligen Konstruktion so zusetzte, dass noch vor dem Morgengrauen die Schrauben ihren Halt verloren. “Übrigens, du hast mein Bett zerstört”, sendete ich im Nachgang an den Herren, dem ich glatt eine Rolle als Handwerker angeboten hätte, hätte er sich ernsthaft für mich und mein Befinden interessiert. Was der Schauspieler in dieser Nacht jedoch nicht kaputt bekam, war mein Selbstbewusstsein. Jedes Brett, welches ich daraufhin mühsam mit eigenen Händen befestigte, damit mein Nachtlager wieder nutzbar wurde, baute auch mich auf. So anstrengend und nervenaufreibend das Schrauben und Hämmern doch war, es zeigte mir, dass ich alles alleine schaffen kann, wenn ich es will. Ich brauche keinen Mann, dem ich den Schraubenzieher reiche.


Weitere interessante Beiträge