7 Dinge, die Sie tun können, wenn Ihr Partner an einer Angststörung leidet

Wenn der Partner unter einer Angststörung leidet
Einfach da sein, so dass der Partner Ihre emotionale Nähe und Ihren Halt spürt

An dieser Stelle haben wir für Sie als Angehörige/n noch einmal sieben zusammenfassende Tipps aufgelistet, die sowohl für Ihre Partnerin bzw. Partner als auch für Sie selbst und Ihre Beziehung hilfreich sein könnten:

7 Dinge, die Sie für Ihren erkrankten Partner tun können:

1. Lernen Sie zu akzeptieren, dass Ihr Partner wirklich eine Krankheit hat:
Nach wie vor werden psychische Krankheiten teilweise als „Charakter-“ oder „Willensschwäche“ kleingeredet. Das ist fatal! Verharmlosen Sie den Zustand Ihres Partners nicht. Auch Schönreden bringt weder Heilung noch bessert es Ihre Beziehung. Akzeptanz bewirkt hingegen eine wohltuende Entlastung, die sich auch positiv auf die Beziehung auswirkt.

2. Seien Sie für Ihren Partner da:
Gemeint ist: Einfach da sein, an der Seite Ihres Partners, so dass er (sie) Ihre emotionale Nähe und Ihren Halt spürt. Das hilft meist mehr als tausend gut gemeinte Ratschläge und zeigt ganz ohne Worte: Ich werde für dich da sein, ich bin verlässlich! Verlässlichkeit ist enorm wichtig für Menschen mit einer Angststörung. Verlässlichkeit verbunden mit einem großen Herzen und einer Extraportion Geduld ist das Nonplusultra für Ihren Partner.

3. Schreiben Sie Selbstschutz groß:
Bei aller Fürsorge: Vernachlässigen Sie sich niemals selbst. Denken Sie auch an Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Richten Sie Ihr eigenes Leben nicht vollständig an der Angst Ihres Partners aus. Tun Sie sich regelmäßig etwas Gutes, vernachlässigen Sie Ihr Sozialleben nicht und sorgen Sie für genügend Ausgleich, z.B. beim Sport oder Nachgehen eines Hobbys. Sie können nur mit ganzem Herzen und ganzer Energie für Ihren Partner da sein, wenn es Ihnen selber hinreichend gut geht.

4. Informieren Sie sich ausführlich über die Krankheit Ihres Partners:
Eine Angststörung kann das Beziehungsleben stark prägen. Oft macht sie beide Partner ratlos: „Was soll ich jetzt tun? Wie kann ich helfen? Ich weiß nicht weiter!“ Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich über das jeweilige Krankheitsbild informieren. Im Internet, durch einschlägige Fachbücher oder vielleicht auch im Gespräch mit einem Arzt oder anderen Experten.

5. Sorgen Sie für eine gute „Psychohygiene“:
Hierzu gehört der bereits angesprochene Selbstschutz, aber vor allem auch der offene Austausch mit guten Freunden oder der Familie über Ihre Situation. Sich aussprechen zu können und nicht alles allein mit sich selbst und dem erkrankten Partner ausmachen zu müssen, entlastet, besonders in schwierigen Phasen der Beziehung.

6. Erlauben Sie sich Ihre eigene Hilflosigkeit:
Angsterkrankungen haben in der Regel längere Krankheitsverläufe. Mit der Zeit werden vielleicht Fragen aufkommen, die Sie nicht beantworten können. Wann ändert sich endlich etwas? Wieso schlägt die Therapie nicht an? Warum kommt es bei bestimmten Themen immer wieder zum Streit? Warum kann nicht alles einfach ganz leicht sein? Es ist unheimlich schwer, diese nagenden Fragen zu ertragen. Gestatten Sie sich, dass es Phasen geben wird, in denen Sie das Gefühl haben, „zu schwimmen“ und nicht mehr weiter zu wissen. Das ist völlig okay. Manchmal gibt es nichts, was man gerade für den anderen tun kann; und das muss man dann akzeptieren lernen.

7. Motivieren Sie Ihren Partner – aber bitte sanft:
Emotionale Appelle bringen nichts. Im Gegenteil, sie führen meist zu noch mehr Anspannung und Ängsten. Das bedeutet aber nicht, dass Sie aufhören sollten, Ihrem Partner bzw. Partnerin Mut zu machen. Ermuntern Sie ihn/sie zu mehr Eigeninitiative und bestärken Sie seinen/ihren Glauben, dass eine Angststörung eine behandelbare Krankheit darstellt, die mit einer Therapie und hinreichend Zuversicht überwunden werden kann.

Wie es mit Nina weiterging

Nina hat sich nach langem Ringen für eine Therapie entschieden. Nachdem die Panikattacken immer häufiger wurden und sie immer wieder depressive Episoden durchlebte, wagte sie den Gang zum Psychotherapeuten. Dieser diagnostizierte eine generalisierte Angststörung und eine Panikstörung, die schon viele Jahre zuvor begonnen hatten. Sie lernte in den wöchentlichen Sitzungen, welche Denkabläufe der Angst zugrunde liegen und begann, sich immer häufiger, und vorbereitet durch ihre Therapiesitzungen, ihrer Angst zu stellen. Tobi war ihr dabei eine große Hilfe, er ermutigte sie immer wieder, die für sie so furchteinflößenden Situationen aufzusuchen und die Angst auszuhalten (Habituation). Bald fahren Sie das erste Mal seit langer Zeit wieder einmal gemeinsam weg in den Urlaub. Nina ist zwar sehr aufgeregt und kann wieder schlechter schlafen, aber sie wird sich diesmal nicht ihren Ängsten beugen und einfach darauf vertrauen, dass alles gut gehen wird. Zum Glück ist Tobi ja bei ihr.

Quellen:

Weiterführende Informationen:

  • Niklewski, Günter (2010). Ängste überwinden: Hilfe für Betroffene und Angehörige (Stiftung Warentest)
  • Rufer, Michael; Heike Alsleben; und Angela Weiss (2016). Stärker als die Angst: Ein Ratgeber für Menschen mit Angst- und Panikstörungen und deren Angehörige (Hogrefe)
  • Wolf, Doris (2011). Ängste verstehen und überwinden. Wie Sie sich von Angst, Panik und Phobien befreien (PAL-Verlag)

Dieser Artikel dient nur der allgemeinen Information, nicht der Diagnostik oder Paarberatung. Er wurde gewissenhaft recherchiert, dennoch erhebt er weder Anspruch auf Vollständigkeit noch kann die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.


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