Weil du die Liebe meines Lebens bist

Über die Frau, die ich immer wollte, nie ganz bekam und bis heute nicht vergessen kann, über die Liebe des Lebens

Etwa zehn Jahre bevor ich dich traf, war ich zum letzten Mal verliebt gewesen. Es war gleichzeitig das erste Mal, ich war fünfzehn und dachte, es würde nie wieder etwas kommen, das so groß ist wie das. Doch es passierte, mit der ersten Sekunde, in der ich dich sah. Du standst da zwischen Gläserstapeln hinter dem Tresen, getaucht in rotes Licht in dem noch leeren Club. Ich schleppte meinen CD-Koffer rein und spielte irgendwas an, um den Sound zu testen. In Wahrheit erinnere ich mich noch heute genau an den Song, denn du sangst mit, während du den Kühlschrank mit Bier auffülltest, und das alles zusammen zündete etwas in mir. Also kam ich rüber, um mich vorzustellen. So fing alles an.

Das Spiel mit dem Feuer

Ich fand ziemlich schnell heraus, dass du in deiner Heimatstadt einen Freund hast. Trotzdem tranken wir auf der Weihnachtsfeier zu viel, suchten die Songs zusammen aus, schrieben uns danach sporadisch. Was mein Liebesleben betraf, war ich in dieser Zeit kein Kind von Traurigkeit. Der Job brachte es mit sich, dass man nach einer Nacht am Pult selten allein nach Hause ging, wenn man es nicht wollte. Aber bei dir war es anders, da war kein Platz für Spiele. Und dennoch fingen wir an damit, posteten kryptische Status-Updates, meist nur Links zu Songs mit vielsagenden Texten. Du liebtest die Musik genauso wie ich, du liebtest die Nacht, das Tanzen nach Ende der Schicht – und du liebtest deinen Freund. Der von unseren Blicken nichts wusste, von meinen nicht, aber erst recht nicht von deinen.

Irgendwann passierte es. In Sachen Musikauswahl hatte ich in dieser Nacht alles gegeben, ich wusste, dass du wusstest, ich spiele heimlich nur für dich. Wie du dort drüben jedem Typen das Trinkgeld aus der Tasche zogst und bei jedem, der dich einlud, einen Kurzen mittrankst. Die Musik war laut, die Anziehung zwischen uns aber ohrenbetäubend. Niemand bekam etwas mit, als du nach dem Rausschmiss der Gäste zu mir ans Pult kamst. Davon, dass wir irgendwann darunter rutschten. Als wir den Laden verließen, war es schon hell. Bisher hatten wir uns nur im dunklen Licht des Nachtclubs gesehen. Zum ersten Mal, seit wir uns kannten, sahst du die Horde hellroter Sommersprossen in meinem Gesicht, nanntest sie Giraffenpunkte und begannst zu zählen. Ich wünschte, das würdest du noch heute tun.


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