Die Hoffnung auf die große Liebe

Tja. Und schwuppdiwupps kommt der nächste Prinz um die Ecke, kämpft mutig mit feuerspeienden Drachen, arbeitet sich durch die Dornenhecke und erweckt uns mit seinem Kuss aus ewigem Schlaf – der Himmel hängt voller Geigen und wir sind bis über beide Ohren verknallt. Die Ex-Beziehung ist vergessen, der neue Partner an unserer Seite unsere „echte große Liebe“. Zumindest bis alles wieder in die Brüche geht, wir uns wieder verlieben, wieder entlieben, wieder verlieben, entlieben, verlieben, entlieben – und plötzlich nicht mehr an den ganzen Kram glauben. „Große Liebe? Paah! Alles nur eine Erfindung der Filmindustrie“, philosophieren wir abends mit unseren Freunden bei einer Flasche Rotwein. Zynisch schauen wir auf unser Leben zurück, auf all die gemachten Erfahrungen von uns und unseren Mitmenschen. Die Ehe unserer Eltern in die Brüche gegangen, die Partnerschaften unserer Freunde geprägt von Lug und Betrug, offene Beziehung hier, Freundschaft Plus dort – aber die große Liebe? Fehlanzeige. Susi und Strolch scheinen nicht Teil unseres Freundes- und Bekanntenkreises zu sein. Bedeutet? Es gibt sie nicht, die große Liebe.

Aber hey: das macht ja nichts. Wir sind halt „Generation beziehungsunfähig“ − so liest man es doch schließlich immer wieder. Prinzen und Prinzessinnen sind Geschichte – dafür machen wir jetzt Karriere und haben den Spaß unseres Lebens, mit wem auch immer. Eine Affäre hier, eine kleine Liebelei dort – mal mit, mal ohne Schmetterlinge im Bauch. Dass all das nichts für die Ewigkeit ist – damit haben wir uns längst arrangiert. So ist das eben heute. Die Zeiten haben sich einfach geändert. Früher lernte man sich beim Tanz kennen und liebte einen Menschen ein ganzes Leben lang. Heute lernt man sich unverbindlich kennen, hat Spaß miteinander und geht wieder auseinander. Heiraten? Früher eine Entscheidung für die Ewigkeit – heute oft nicht mehr als eine romantische Geste. Klar, wir können uns ja auch wieder scheiden lassen. Ist ja keine große Sache mehr, so eine Scheidung. Einer der sieben Zwerge hat mit Sicherheit eine juristische Ausbildung, so dass Schneewittchen den blöden Prinzen schnell wieder loswerden kann. Und es geht uns gut mit der Definition „Generation beziehungsunfähig“. Wir haben doch jede Menge Spaß, oder nicht? Wir lassen uns nicht ins verstaubte „Vater, Mutter, Kind-Korsett“ zwängen, das uns die Gesellschaft so gern aufschwatzen möchte. Ist ja schließlich längst überholt – oder?


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